Vegetarisches im Wurstmantel

Ich bin Vegetarierin, eine zimperliche noch dazu. Ich baue mir beim sommerlichen Grillen (trotz sozialer Ächtung) kleine Alubarrieren, damit sich mein Gemüsepäckchen nicht versehentlich mit dem blutigen Feind verbündet, hake beim Vietnamesen nach, ob er auch ganz sicher keine Fischsoße in mein Essen gemischt hat und ich finde das Wort „Flexitarier“ bescheuert und überflüssig. Was ich ganz bestimmt noch nie getan habe: Meiner Freundin am Frühstückstisch gesagt „Ich hätte mal richtig Lust auf eure leckeren Schinken Spicker“.

Da geht es der Frau in der neuen Rügenwalder-Werbung bedeutend anders: Diese freut sich daher, ihrer schinkenspickerlechzenden aber vegetarischen Bekannten nun endlich verkünden zu können, dass es die Wurst künftig auch in drei leckeren fleischfreien Sorten gibt. Ich weiß, ich weiß, ich spreche nicht für alle und es gibt vermutlich zahllose Fleischverzichter, die es begeistert, sich wurstförmige Pflanzenkost aus dem Supermarktregal zwischen allerlei tierischen Spezialitäten herauszuklauben. Aber eventuell hält es so mancher dann doch für keine ganz so gute Idee, seine Veggie-Nahrung frisch aus der Fleischfabrik zu beziehen. Ich jedenfalls würde mich zur Abwechslung auch mal über eine Kampagne freuen, in der Tofu und Co. nicht mitleidig als Ersatzfutter für masochistische Abstinenzler beworben würden …

Weitere Artikel