Public-Affairs-Profis erwarten grüne Regierungsbeteiligung

Umfrage

Die Public-Affairs-Verantwortlichen in Deutschland sind der Meinung, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel in den rund 16 Jahren ihrer Regierungszeit einen guten Job gemacht hat. 7,5 von möglichen 10 Punkten erhielt die scheidende Kanzlerin für ihre Arbeit. Das ist ein Ergebnis der Public-Affairs-Umfrage 2021, einer Befragung unter Public-Affairs-Verantwortlichen aus Unternehmen und Verbänden, die die Kommunikationsagentur MSL im Juli durchgeführt und jetzt in Berlin vorgestellt hat.

Befragt wurden die Teilnehmenden auch nach ihrer Arbeitsweise und der Bewertung der laufenden Legislaturperiode sowie nach ihrem Blick auf die Veränderungen durch die Coronakrise. Die Covid-19-Pandemie spielt demnach bei der Bewertung der Bundesregierung eine wichtige Rolle. Die Bereiche Gesundheit und Pandemie-Bekämpfung werden mit 70 respektive 69 Prozent gut oder sehr gut bewertet. Damit schneiden sie überdurchschnittlich ab und tragen zur grundsätzlich positiven Bewertung der Großen Koalition bei. 60 Prozent der Befragten bewerten diese insgesamt mit „gut“.

Klima- und Umweltschutz wichtigstes Thema

Obwohl die Mehrheit der Public-Affairs-Verantwortlichen mit der Arbeit der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD zufrieden war, wird eine Fortsetzung mit zwei Prozent weder gewünscht noch erwartet. Ein naheliegender Grund: Bei den drei wichtigsten Themen in der kommenden Legislaturperiode liegt der Klima- und Umweltschutz mit 64 Prozent klar vor der Bewältigung der Corona-Krise (40 Prozent) und der Rentenreform (30 Prozent). CDU (15 Prozent) und SPD (2 Prozent) wird aber nur eine geringe Kompetenz in Klimafragen zugesprochen.

Hier wird den Grünen mit 68 Prozent die mit Abstand größte Kompetenz bescheinigt. Daher erwartet die Mehrheit der Befragten die Grünen nach der Wahl in der Regierung. In welcher Kombination ist aber offen: 53 Prozent der Public-Affairs-Manager rechnen mit einer Schwarz-Grünen-Regierung und 36 Prozent mit einem Jamaika-Bündnis zusammen mit der FDP. Seit dem Befragungszeitraum im Juli haben sich die Umfragewerte der Parteien allerdings deutlich verschoben. Während CDU und CSU verloren haben, konnte die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz deutlich zulegen. Auch die Grünen haben seitdem an Zuspruch eingebüßt.

Die FDP konnte in der Opposition vor allen in Wirtschaftsfragen überzeugen und löst mit einer Zustimmung von 49 Prozent die CDU (32 Prozent) als kompetenteste Partei ab. Auch in der Bewertung der Oppositionsarbeit insgesamt hat die FDP mit 81 Prozent ein gutes Ergebnis erzielt. Die Grünen liegen mit 77 Prozent positiver Bewertung beinahe gleich auf. Allerdings hat sich bei den Liberalen der deutlichere Sprung im Vergleich zu 2020 gezeigt. Die Public-Affairs-Profis bewerten die Zusammenarbeit mit der CDU am positivsten. Mit deutlichem Abstand folgen die FDP und die Grünen.

An der Arbeitsweise der Verantwortlichen für politische Kommunikation hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert. Persönliche Treffen mit relevanten politischen Entscheidungsträgern haben wenig überraschend abgenommen, dafür wurde mehr via E-Mail kommuniziert. 94 Prozent der Befragten nutzen E-Mails für die Kontaktpflege, 92 Prozent persönliche Treffen und 72 Prozent Telefonanrufe. 53 Prozent gehen über Social-Media-Kanäle. Für die Pflege politischer Kontakte ist weiterhin Twitter (81 Prozent) mit Abstand die wichtigste Plattform, vor Linkedin und Xing (64 Prozent) sowie Facebook (19 Prozent).