Dass der Journalismus unter Druck steht, ist nicht neu. Die digitale Transformation und der einhergehende Medienwandel haben zu ökonomischen Anspannungen bis hin zu Stellenabbau und Schließungen ganzer Redaktionen geführt. Diese Entwicklung trifft besonders die Lokalpresse. Gleichzeitig machen sich Akteure wie Unternehmen, Vereine und Kommunen zunehmend von Lokalzeitungen unabhängig und wenden sich direkt an die Öffentlichkeit – über ihre eigenen Kanäle, insbesondere über Social Media.
Das ist ein Befund einer aktuellen Studie, die die Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall in Auftrag gegeben hat. „Der Journalismus ist zwar noch ein wichtiger Akteur, aber seine Rolle als Gatekeeper, der Standards, Normen, Werte und Regeln überwacht, hat er im Grunde verloren – mit weitreichenden Folgen“, sagt Barbara Witte, Professorin für Journalismus an der Hochschule Bremen. Witte hat die Untersuchung gemeinsam mit ihrem Kollegen Gerhard Syben vom Forschungsinstitut für Beschäftigung Arbeit Qualifikation (BAQ) durchgeführt.
In qualitativen Interviews befragten sie 16 Organisationen wie Kommunen, Verbände, Unternehmen, Kultureinrichtungen, Initiativen und Vereine unterschiedlicher Größe und bundesweiter regionaler Verteilung nach ihrer Öffentlichkeitsarbeit unter den Bedingungen von Digitalisierung und Netzkommunikation.
Akteure fühlen sich von Lokalpresse missachtet
Die Tageszeitungen wirkten allerdings selbst an ihrer Entmachtung mit, schreiben die Studienautor*innen. So würden Akteur*innen der lokalen Öffentlichkeitsarbeit beklagen, dass die lokale Presse sich immer weniger für das interessiere, was die eigene Kommune oder die Kultureinrichtungen und Vereine am Ort mitteilen. Sie fühlten sich missachtet, weshalb das Motto ihrer lokalen Öffentlichkeitsarbeit immer häufiger laute: „Eigene Kanäle first.“
Vorerst bleibt die lokale Presse Ansprechpartnerin für die lokale Öffentlichkeitsarbeit: als Kooperationspartnerin, als Garantin für überprüfte Informationen und um weniger digital ausgerichtete Zielgruppen zu erreichen. Doch sollte die Entwicklung fortbestehen, so warnen die Studienmacher*innen, drohe eine wichtige Säule der Demokratie zu erodieren.