Wie lernt man, frei zu reden?

Praxistipps

Wer ohne Manuskript rhetorisch überzeugen will, braucht viel Zeit zum Üben. Jede Zeit hat ihren rhetorischen Lieblingsmythos. Unsere Zeit liebt das Authentische. Deshalb pflegt sie den Mythos: „Gut reden bedeutet frei reden“. Tatsache ist hingegen: Fast alle bedeutenden Reden der Weltgeschichte waren und sind gut vorgelesene Manuskriptreden.

Wer es dennoch unbedingt ohne Netz und doppelten Boden versuchen will, sollte die folgenden fünf Hinweise bedenken:

  • Talent hilft. Klar: Theoretisch können alle alles lernen. Praktisch eher nicht.
  • Die freie Rede funktioniert am besten, wenn Sie über ein Thema sprechen, das Ihnen wirklich am Herzen liegt. Wenn es sich um eine strategische Rede handelt, wird es schwieriger.
  • Sie brauchen eine klare Struktur mit klaren Gedanken in übersichtlicher Zahl. Und am besten: nur eine Botschaft.
  • Sie sollten keine Angst vor Fehlern haben. Sie sind der größte Feind eines Erfolgs in freier Rede.
  • Sofern Sie kein Rhetorik-Profi sind und nicht täglich mehrfach öffentlich reden, planen Sie ein Vielfaches der Vorbereitungszeit ein, die Sie für eine Manuskriptrede benötigen würden. Sie sollten die Rede zwei Wochen lang täglich zwei bis dreimal laut üben. Ein Trick: Hören Sie sich eine Tonaufnahme der Rede mehrmals an.

Und falls Sie eine positive Inspiration suchen, schauen Sie mal bei Michel Friedmans Willy-Brandt-Rede in Lübeck 2023 rein.


Sie interessieren sich für weitere Praxistipps? Eine Auswahl finden Sie hier:

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Politik. Das Heft können Sie hier bestellen.

Weitere Artikel