Weniger flexible Arbeitsmöglichkeiten für Frauen

GWPR-Studie

Sieben von zehn Frauen wünschen sich mehr Flexibilität am Arbeitsplatz – eine deutliche Steigerung um 21 Prozent im Vergleich zu 2023. Weltweit hat sich die Anzahl der PR-Frauen, die flexible Arbeitszeiten in Anspruch nehmen, von 92 auf 85 Prozent verringert.

Zum ersten Mal sind laut Index komprimierte Arbeitszeiten (31 Prozent) weltweit erwünschter als Teilzeitarbeit (24 Prozent). Dieser Trend bestätigt sich allerdings nicht für Deutschland: Hier gaben 43 Prozent Flexibilität an und 34 Prozent komprimierte Arbeitszeiten. Gleichzeitig ist mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Ansicht, dass sie mit flexiblen Arbeitszeiten langsamer vorankommen, ein Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.

Fast sieben von zehn Frauen glauben, dass eine nicht ausreichende Work-Life-Balance in Senior-Positionen, Frauen den Zugang in den Vorstand verwehre. Für 71 Prozent ist ein weiterer Grund der Mangel an Vorbildern.

Die Mitgliederorganisation Global Women in PR (GWPR) hat in Zusammenarbeit mit der Strategieagentur Opinium weltweit 976  PR-Fachfrauen im Zeitraum von August bis September 2024 befragt. Die Themen reichen vom Arbeitsumfeld bis hin zu den Hindernissen, die Frauen davon abhalten, Führungsrollen zu übernehmen.

Mehrheit meldet Belästigung und Mobbing nicht

Über 50 Prozent der Frauen wurden während ihrer Karriere auf unterschiedliche Weise am Arbeitsplatz belästigt beziehungsweise gemobbt. Die Mehrheit der Frauen weltweit entschieden sich, gegen die Belästigung nicht vorzugehen (in Deutschland waren es 74 Prozent), weil sie Angst vor negativen Folgen für ihre Karriere hatten (49 Prozent) beziehungsweise vor Vergeltungsmaßnahmen (24 Prozent). 20 Prozent gaben an, dass sie den Vorfall auf sich beruhen ließen, um selbst nicht psychisch krank zu werden. Ein Drittel der Frauen verließ das Unternehmen oder wurde aufgefordert, es zu verlassen, wenn sie Belästigung meldeten. In Deutschland haben nur rund die Hälfte der Unternehmen Richtlinien oder Schulungen zum Umgang mit Belästigung oder unangemessenem Verhalten am Arbeitsplatz.

77 Prozent der Kommunikatorinnen in Deutschland glauben, dass sie selbstbewusster und proaktiver werden müssten, wenn es um Beförderungen geht. 81 Prozent sind hierzulande der Meinung, dass fehlende Betreuungs- und familienfreundliche Maßnahmen ihren Aufstieg in Führungspositionen behindern.

Die Kommunikatorinnen in Deutschland wünschen sich vor allem Bonus-Zahlungen (61 Prozent) und Freizeitausgleich für Überstunden (61 Prozent).

Karrierepausen wirken sich negativ aus

Neu beim aktuellen Index ist ein Abschnitt über Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn, um die Auswirkungen von Pausen auf Karrieren besser nachzuvollziehen. 37 Prozent aller befragten Frauen, die in der PR arbeiten, haben bereits Karriereunterbrechungen gehabt oder haben sie aktuell. Die Folge: Für mehr als ein Drittel dieser Frauen gab es bei der Rückkehr ein geringeres Gehalt als erwartet, 35 Prozent mussten auf einem niedrigeren Level wieder einsteigen. Die meisten Unternehmen bieten kein Programm für Rückkehrerinnen an.

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