Ernüchterung macht sich breit unter Textprofis, gepaart mit Erleichterung: KI schreibt keine erstklassigen Texte. ChatGPT ist so kreativ wie „Malen nach Zahlen“. Schreiben ist kondensiertes Denken – aber Computer können nicht denken. Der Geist fehlt. Auf Linkedin, zum Beispiel, nervt es mich kolossal, wie die Ergüsse der Large Floskel Models meinen Feed überschwemmen.
Doch die KI kann schon etwas: raketenschnell Texte kürzen, Texte fokussieren, Texte verständlicher ziehen. Mal angenommen, Sie arbeiten in der PR-Abteilung einer Uni. Der Oberdekan höchstselbst hat einen Pressetext verfasst zum neuen Studiengang. Das wabert über drei Seiten, faselt mit Fremdwörtern in überbordenden Schachtelsätzen und wirft mit Selbstlob um sich. Damit dieser Pressetext in der Presse eine Chance hat, hätte man früher Stunden gebraucht: Drei mal lesen, bis man den Inhalt halbwegs kapiert, dann die Antworten auf die journalistischen W-Fragen herausschälen, dann nach abnehmender Relevanz sortieren, schließlich neu schreiben – und dabei alles Unwichtige und Störende streichen.
Heute redigiert rasant die KI. Es braucht nur einen Prompt, schön konkret: „Kürze den Text auf 2.500 Zeichen für die Rubrik ‚Karriere‘ in Tageszeitungen. Arbeite heraus, was das Besondere am neuen Studiengang ist. Formuliere aktiv. Meide Fremdwörter. Baue ein Zitat ein, das die gesellschaftliche Relevanz des Studiums emotional transportiert. Packe die Daten zum Ablauf und zum Anmeldeprozess in eine Infobox mit Bulletpoints, maximal 300 Zeichen. Der Flesch-Index soll zwischen 40 und 50 liegen.“
Zack, fertig, gut. Mit ähnlichem Befehl lassen sich aus der miesen Vorlage recht einfach drei oder vier knackige Social-Media-Posts zaubern.
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