Youtubes lascher Umgang mit Klimawandelleugnern

Avaaz-Studie übt Kritik

Die Aktivisten von Avaaz kritisieren Youtube für seinen Umgang mit Videos, die den Klimawandel leugnen. Youtube sperre diese nicht, sondern schlage Profit daraus.

Avaaz hat eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie Google die Klimawandeldebatte gestaltet, vor dem Hintergrund, dass wir uns der Elfjahres-Deadline der UN nähern – dem Punkt, an dem der menschengemachte Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist.

Ein Ergebnis ist, dass Werbung großer Marken wie Samsung, L’Oreal und Danone in der Nähe eines Accounts auftauchte, der Videos verbreitet, die Desinformation über das Klima enthalten. Laut der Studie enthalten 16 Prozent der Top 100 Videos für den Suchbegriff „Erderwärmung“ Misinformation. Die zehn meistgeklickten erreichen jeweils mehr als 1 Million Aufrufe.

Julie Deruy, führende Aktivistin bei Avaaz, kritisiert: „Youtube ist der weltgrößte Rundfunkkanal und lenkt Millionen von Menschen zu Videos mit Klima-Desinformation. Hier geht es nicht um freie Rede, sondern um freie Werbung.“ Youtube sollte laut Deruy keine Misinformation fördern.

Aktivisten fordern Fakten-Checks

Die Aktivisten würdigten Youtubes Bemühungen in Bezug auf Impfgegner und Verschwörungstheorien, fordern aber dieselben Maßnahmen im Kampf gegen umfassende Misinformation und Desinformation. Avaaz schlägt vor mit Faktenüberprüfern zusammenzuarbeiten, um Misinformation zu identifizieren und Videos so zu demonetisieren und von Empfehlungen auszuschließen.

Allerdings verstößt Misinformation nicht gegen Youtubes Regeln. Videos können nur entfernt werden, wenn sie Hassrede, Drohungen, Gewalt oder Betrug enthalten. Ein Youtube-Sprecher gibt zu bedenken, dass das Empfehlungssystem der Plattform nicht dafür geschaffen wurde, um Videos auf Basis einer bestimmten Perspektive zu filtern.

„Youtube hat strenge Regeln, die festlegen, in welchem Kontext Werbung auftauchen darf und Werbenden Tools an die Hand gibt, die es ihnen erlauben Content auszuschließen, der nicht zur Marke passt.“ Darüber hinaus habe die Plattform viel Energie darauf verwendet, Empfehlungen von grenzwertigem Inhalt und schädlicher Misinformation zu reduzieren und zuverlässige Stimmen auf Youtube zu fördern. Allein 2019 sei der Konsum von Kanälen zuverlässiger Nachrichten-Publisher um 60 Prozent gestiegen.

L’Oreal hat mittlerweile auf die Studie reagiert. In einem Statement heißt es: „Die Informationen, die in diesen Videos verbreitet werden, stehen im Gegensatz zu L’Oreals Engagement und unserer jahrelangen Arbeit zum Schutz der Umwelt. Wir arbeiten mit Youtubes Teams zusammen und bitten sie darum, alle technologischen Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, zu nutzen, um die User der Plattform besser über die Natur dieser Videos zu informieren und so ihren Einfluss zu limitieren.“

 

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