Selten hatte Wissenschaftskommunikation einen so hohen Stellenwert in der medialen Öffentlichkeit wie in diesem durch die Corona-Pandemie geprägten Jahr. Dabei haben die Pressestellen von Hochschulen, Forschungsinstituten, wissenschaftlichen Organisationen und Industrie auch schon zuvor zur Vermittlung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft beigetragen. Am gestrigen Dienstag (29. September) sind ihre Leistungen gleich durch mehrere Preise gewürdigt worden: einmal für die besten Forschungssprecher:innen des Jahres durch den Blog „Wissenschaft kommuniziert“, zum anderen für die besten Pressemitteilungen des Jahres 2019 durch den Informationsdienst Wissenschaft (IDW). Wir stellen die Sieger:innen vor.
Beste Forschungssprecherinnen des Jahres
Rund 700 Journalist:innen und Pressesprecher:innen aus Medizin und Wissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben die „Forschungssprecher:innen des Jahres 2020“ in den Kategorien „Forschungsinstitute und Hochschulen“, „Forschungsorganisationen und Stiftungen“ sowie „Industrie und Unternehmen“ gewählt. Dazu aufgerufen hatte die Redaktion des Blogs „Wissenschaft kommuniziert“ um den Wissenschaftsjournalisten Reiner Korbmann. Gewonnen haben in diesem Jahr ausschließlich Frauen:
- Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts, in der Kategorie „Forschungsinstitute und Hochschulen“
- Caroline Wichmann, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“, in der Kategorie „Forschungsorganisationen und Stiftungen“
- Kristin Jakobs, Leiterin Kommunikation Human Pharma bei Boehringer Ingelheim, in der Kategorie „Industrie und Unternehmen“
Die Befragten vergaben Schulnoten zu den Kriterien Professionalität, journalistische Fähigkeiten, Verständnis für die journalistischen Notwendigkeiten sowie das Niveau der vermittelten Informationen. Dabei spielte auch die Corona-Pandemie eine wesentliche Rolle, die die oft kleinen Pressestellen vor besondere Herausforderungen stellte. So habe beispielsweise Susanne Glasmacher, deren Chef, RKI-Präsident Lothar Wieler, zeitweise zur zweitwichtigsten Person der Republik geworden sei, täglich Pressekonferenzen mit Gebärdendolmetscher und Livestream im Internet organisieren sowie Tausende von Anfragen bearbeiten müssen. Sie habe ihre Arbeit „still, aber effektiv“ gemeistert, heißt es auf dem Blog.
Darüber hinaus erhielt der Virologe Christian Drosten, obgleich kein professioneller Kommunikator, als besondere Ehrung für seine außergewöhnlichen Leistungen in der Wissenschaftskommunikation einen Sonderpreis. Drosten war zuvor bereits unter anderem vom Bundesverband der Kommunikatoren (BdKom) ausgezeichnet worden.
Universität Tübingen schrieb beste Wissenschafts-Pressemitteilung
Beim diesjährigen IDW-Preis für Wissenschaftskommunikation spielte das Coronavirus noch keine Rolle – gewürdigt werden regelmäßig Pressemitteilungen aus dem vergangenen Jahr, die sich laut Veranstalter durch eine hohe handwerkliche Professionalität (Qualität), einen überragenden Nachrichtenwert (Originalität) und wissenschaftliche Relevanz auszeichnen. Der Informationsdienst Wissenschaft (IDW) vergab den Preis bereits zum elften Mal.
Gewonnen hat die Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit der Pressemitteilung „Neuer Vorfahr des Menschen in Europa entdeckt“. Zur Begründung sagte die Fachjury, die Pressemitteilung lasse kaum eine Frage offen und sei „bei allen Superlativen in Sachen Nachrichtenwert“ sachlich und klar geschrieben. Ferner gebe es einen Hinweis auf eine weitere Studie, die helfe, die Entdeckung einzuordnen. Zudem würden neben den Ansprechpartnern auch die Originalstudien als Quelle angegeben.
Auf Platz zwei landete die Pressemitteilung „Warum ein Comic Patienten besser auf eine OP vorbereitet“ der Berliner Charité, die vor allem wegen ihrer handwerklichen Qualität gewürdigt wurde. Platz drei belegte die Pressemitteilung „Transpolardrift geschwächt – Meereis schmilzt bereits in seiner Kinderstube“ des Alfred-Wegener-Instituts am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Gelobt wurde vor allem die Verständlichkeit der Mitteilung.
Insgesamt hatten sich 79 Pressestellen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beworben.