Wir brauchen eine Regelung für Native Ads

„Rund um das Native Advertising läuft, man könnte sagen: tobt seit einiger Zeit eine Debatte, die dem Thema nicht wirklich gerecht wird. Die Fronten sind verhärtet, und vor allem auf Seiten der Medienmacher gibt es erbitterten Widerstand gegen eine Werbeform, die es Anzeigenkunden gestattet, redaktionelle Umfelder unter der Tarnkappe zu kapern. Dabei ist die Diskussion nicht einmal neu, und wer sich einen klaren Blick auf die Dinge verschaffen will, sollte die Realität der Medien wie die Marktentwicklung verstehen.

Der Vorwurf der Schleichwerbung dürfte so alt sein wie die kommerziellen Medien an sich. Mehr oder minder schwere Fälle von ummäntelter Werbung hat es immer wieder gegeben. Das muss und sollte man nicht gut finden, aber gerade der wirtschaftliche Druck, unter dem viele Medienhäuser durch die digitale Konkurrenz stehen, macht es wahrscheinlich, dass sich eher mehr als weniger Medien auf die unmoralische Angebote einlassen.

Wer heute die Service-Rubriken von Frauenzeitschriften oder die Beilagen von Tageszeitungen kritisch ansieht, erkennt, dass es bereits eine boomende Grauzone für Inhalte auf Bestellung gibt. Zudem haben immer mehr Unternehmen das Content Marketing als Chance ihrer Kundenkommunikation entdeckt und treten damit – zumindest bei den aufwändig und gut gemachten Publikationen – in direkte Konkurrenz zu klassischen Medien.

Von daher wäre es eher ein Fortschritt, wenn es eine in der Branche anerkannte Regelung für werblich eingefärbte Inhalte im Redaktionskontext geben würde. Allerdings braucht es dazu auch eine deutliche Ausflaggung und allgemein akzeptierte und dem Leser vermittelbare Termini. Wer hier von einem „Sponsored Post“ spricht und dort ein kleines „Presented by“ einfügt, wird dem sicher nicht gerecht. Eine klare Sprachregelung ist nötig und natürlich auch ein kreativer Umgang mit dem jeweiligen Thema. Wer es hier schafft, Redaktion nicht zu ersetzen, sondern einen informativen oder unterhaltenden Mehrwert zu schaffen, kann damit gewinnen – ohne dem Journalismus zu schaden.“

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Aus- und Weiterbildung. Das Heft können Sie hier bestellen.

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