Welche Folgen hat die Logo-Veränderung von Real Madrid?

Laut Medienberichten verzichtet der spanische Fußballclub Real Madrid erneut aus Rücksicht auf einen neuen arabischen Partner auf das Christen-Kreuz im Logo, zumindest in der arabischen Welt. Was sagen Sie als Markenexperte dazu?

Klaus-Dieter Koch: Da geht es Real Madrid nicht anders wie vielen Sakralbauten im europäischen Raum, die mal ein Christenkreuz oder einen Halbmond getragen haben. Die Zeiten ändern sich, und Marken sind schon immer anpassungsfähig gewesen, insbesondere wenn ein hochverschuldeter Verein dafür viel Geld bekommt. Das Problem ist auch weniger die Logoveränderung, die vielen Betrachtern nicht auffallen dürfte, sondern die Botschaft in Bezug auf Werte, Haltung und Konsistenz, die dahinter steht. Hier sieht man auch sehr schön, dass ein Markenlogo mehr Aufgaben hat als nur ein Produkt zu kennzeichnen.

Was ist aus dem Grafiker-Leitspruch „Don’t mess with the logo“ geworden? Gilt dieser noch?

Dieser Leitsatz gilt schon lange nicht mehr. Das erste was jede Werbeagentur kritisiert und für viele Probleme verantwortlich macht, ist das Logo der Vorgänger. Am Logo wird immer zuerst herumgebastelt. Dabei ist es lediglich der Transmitter eines sehr umfassenden dahinter liegenden Werte- und Leistungssystems. Wenn man etwas verändern oder verbessern will, sollte man erst einmal dort ansetzen und das Logo in Ruhe lassen. 

Wie riskant ist es für eine Marke, am Logo etwas zu verändern?

Kommt auf den Grad der Veränderung an. Je größer die Probleme, die Gier oder die Panik, desto gröber wird hier herangegangen. Sobald der Grundsatz der Selbstähnlichkeit nicht mehr gewährleistet werden kann, wird es gefährlich. Denn dann besteht das Risiko, dass der Kunde an das Vertrauenskapital, das in der Marke steckt, nicht mehr anknüpfen kann.  Der Kunde beginnt, sich für Alternativen zu interessieren, da er verunsichert ist ob immer noch in der Marke steckt, was er erwartet.

Welche Folgen könnte es für Real Madrid haben global nicht mit einem einheitlichen Logo aufzutreten?

Keine. Dazu müsste ein Sponsorenvertrag solange gelten, dass die Menschen das nicht nur bemerken, sondern dass es sie berührt – und so lange hält kein Sponsorenvertrag. 

 

 

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