Was können PRler von der "Zeit" lernen?

PR und Journalismus

Zeit bestimmt die hektische Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Kommunikatoren. Die Zeit scheint dabei ein Bollwerk gegen Qualitätsabfall und Redaktionssterben darzustellen. Was kann die Kommunikation von dem Medium lernen – und wie lässt sich die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen in Zukunft verbessern? Das wollte PR-Mann Oliver Santen vom Bundesverband Deutscher Banken im Gespräch mit dem Zeit-Journalisten Marc Brost erörtern.

„Die Zeit ist mein Arbeitgeber, also insgesamt eine gute Sache“, witzelte Brost auf die Einstiegsfrage, inwiefern ihn das Thema beschäftige. Man habe stets das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, fügte er ernsthafter hinzu. Der Tag scheine nicht genug Stunden zu haben. Man fühle sich hin- und hergerissen zwischen Beruf, Familie und der Zeit für sich selbst.

Eine Auswahl zwischen all den vielen verschiedenen Möglichkeiten zu treffen, sei schwieriger geworden, bemerkte er. Schuld daran sei nicht ausschließlich der Zeitdruck, sondern auch die gestiegene Komplexität der Dinge. Klimawandel, Digitalisierung, demografischer Wandel – dies seien die großen Themen, die die Welt heute beschäftigten. Um sie komplett zu durchdringen, fehle Journalisten jedoch die Zeit.

Die Folge sei, dass journalistische Standards aufgeweicht werden, die Qualität der Berichterstattung sich verschlechtere. Verantwortlich dafür sei wiederum nicht allein der Zeitdruck, sondern die Ausdünnung von Redaktionen in einer Zeit, in der man eigentlich mehr Journalisten bräuchte, um Sachverhalte zu verstehen.

Was also tun? In der Politikredaktion der Zeit versuche man, das Problem durch die Förderung von Kooperation unter Kollegen verschiedener Fachrichtungen zu bewältigen. „Das Ziel ist, Leute zusammenzubringen, Themen auch einmal quer zu denken.“

Das Durchdringen von Themen als Herausforderung der heutigen Zeit – liegt darin nicht auch eine Chance für die PR, den Journalismus zu unterstützen? Diese These verneint Brost entschieden. PR sei als Informationslieferant für den Journalismus wichtig, eine Distanz zwischen den beiden Disziplinen sei aber notwendig. Besonders problematisch werde es, wenn der Eindruck entstehe, PR sei Journalismus.

Journalisten müssten heute crossmedial unterwegs sein – welche Rolle spiele dieser Druck bei der erwähnten Verminderung der Qualitätsstandards? „Die sozialen Medien erzeugen keinen Druck, sondern erweitern unsere Möglichkeiten“, hält Brost dagegen. Eine Problematik sieht er jedoch – und erklärt diese am Beispiel Twitter: Emotionen und Empörung seien dort heute an der Tagesordnung – oft angestoßen von Journalisten. „Das ist jedoch eher deren Problem als das von Twitter“, meint Brost.

 

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