[Update] Sexismus vom Bundesverkehrsministerium?

Kampagne für Fahrradhelme

Eine neue Kampagne für Fahrradhelme des von Andreas Scheuer (CSU) geführten Bundesverkehrsministeriums sorgt für Aufregung. Unter dem Motto #HelmeRettenLeben werden unter anderem spärlich gekleidete Kandidatinnen der Pro-Sieben-Sendung „Germany’s Next Topmodel“ gezeigt, die nicht viel mehr als einen Radhelm tragen und denen der Spruch „Looks like shit, but saves my life“ zugeschrieben wird.

Wichtig. #HelmeRettenLebenhttps://t.co/xxEPlDVraU

— ProSieben (@ProSieben) 22. März 2019

Auch Minister Andreas Scheuer selbst ließ sich mit Plakaten der Möchtegern-Models abbilden; ebenso werden Motive aus der Kampagne auf der Webseite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gezeigt.

BM @AndiScheuer zeigt Plakate der Verkehrssicherheitskampagne #RunterVomGas: „Der Slogan entspricht nicht so ganz dem üblichen Behörden-Deutsch, bringt es aber auf den Punkt: #HelmeRettenLeben! Ich freue mich, dass @topmodel und @rankinphoto unsere Kampagne unterstützen“ @BMVI pic.twitter.com/SzYydZOq8c

— Wolfgang Ainetter (@WAinetter) 22. März 2019

In den sozialen Medien wurde die Kampagne bereits kurz nach ihrem Start scharf kritisiert. So wichtig es sei, das Tragen von Fahrradhelmen insbesondere unter jungen Leuten zu promoten, so unangemessen sei es, dies mit sexistischen Motiven aus einer hochumstrittenen TV-Sendung zu tun.

“Darum trag Helm, und zwar selbstbewusst!”
Hmm, wie wirbt man am besten dafür?
Klar, man kooperiert mit der Show die junge Frauen erniedrigt und wie keine andere durch das propagieren unerreichbarer Normen das Selbstbewusstein junger Zuschauerinnen zerstört.#HelmeRettenLeben https://t.co/LBElFxPOyI

— StefHauser (@StefHauser) 22. März 2019

OMG. Mit Anlauf und beiden Beinen voraus ins Fettnäpfchen. #helmerettenleben https://t.co/c9JjZ3gkk6

— Christoph Klink (@SINNBUERO) 22. März 2019

Die Casting-Show von und mit Heidi Klum wird seit Jahren für das Bild von jungen Frauen kritisiert, welches sie verbreite. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Initiative „Pink Stinks – Not Heidis Girl“ kritisierte die Kampagne des Verkehrsministeriums scharf. Sie hatte 2018 einen der so genannten Smart Hero Awards für soziales Engagement in digitalen Medien erhalten – unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU).

#HelmeRettenLeben – das kann nicht oft genug gesagt werden. Auf dem Rad Dessous zu tragen, würde die Verletzungsgefahr aber an andere Stelle verlagern. Liebes @BMVI, Euer Anliegen ist eine gute Sache, aber warum setzt Ihr beim Kampagnenmotiv auf #Sexismus? #GNTM @pinkstinksde https://t.co/BUUNNUaAh1

— Natalie Rosenke (@NatalieRosenke) 22. März 2019

 

Update: Stellungnahmen von Ministerium, Scheuer und Giffey

Das Bundesverkehrsministerium hat sich mittlerweile geäußert. Auch wenn man “die Einwände von verschiedenen Seiten nachvollziehen” könne, stehe man “hinter den entstandenen Motiven”.

Kurzes Update zur Verkehrssicherheitskampagne #helmerettenleben / #runtervomgas

Weitere Informationen und Hintergründe zur Kampagne: https://t.co/xujtyVNFnw pic.twitter.com/xC9kFaxtKp

— BMVI (@BMVI) March 22, 2019

Minister Scheuer selbst bedankte sich auf seinem Twitter-Account für die “riesen Aufmerksamkeit” und bezeichnete die Aktion als “die erfolgreichste Verkehrssicherheitskampagne”. Hierbei bezog sich der CSU-Politiker augenscheinlich auf die Reichweite der Sendung “Germany’s Next Topmodel”, in der das umstrittene Fotoshooting eine Rolle spielte, nicht jedoch auf etwaige Ergebnisse der Kampagne selbst, die erst gestern anlief.

Auf die von seiner Parteikollegin Bär staatlich prämierte generelle Kritik an der Klum-Sendung ging Scheuer nicht ein. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) erläuterte ihrem Kabinettskollegen auf Facebook, das Nutzen eines Fahrradhelms funktioniere auch angezogen.

 

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