Wenige Unternehmen verbindet man so stark mit einer bestimmten Farbe wie die Deutsche Telekom: Die Farbe Magenta ist seit vielen Jahren ihr Markenkern. Kein Wunder, dass der Konzern sein Wiedererkennungsmerkmal mit allen Mitteln verteidigt: Bereits 1995 ließ man sich den Farbton patentieren. Gegen Unternehmen, die mit derselben Farbe werben, geht die Telekom seither regelmäßig rechtlich vor – gerne auch im Fall von branchenfremden Firmen.
So geschehen auch im Sommer dieses Jahres, als der US-Versicherer Lemonade sein Geschäft auf den deutschen Markt ausweitete. Seine Expansion bewarb das 2015 gegründete Start-up in Form von großformatigen Anzeigen – in Magenta. Die Reaktion der Telekom ließ nicht lange auf sich warten: Beim Landgericht Hamburg beantragte man eine einstweilige Verfügung, die Lemonade aufforderte, die Nutzung des Farbtons zu unterlassen.
Lemonade beugte sich der Anordnung zunächst und wirbt in Deutschland mittlerweile in einem Rot-Ton für seine Dienste. Den Exklusivanspruch der Telekom auf die Farbe Magenta will das US-Unternehmen jedoch nicht gelten lassen: Es könne nicht sein, dass die Telekom auch jenseits ihrer Branche anderen Unternehmen europaweit die Nutzung von Magenta verbiete.
Im September beantragte man daher beim Deutschen Patent- und Markenamt, dass der Anspruch des Konzerns auf den Farbton im Versicherungsbereich widerrufen wird. Außerdem stellte er beim EU-Amt für geistiges Eigentum einen Antrag darauf, dass die Marke „Magenta“ der Telekom für ungültig erklärt wird.
Für Lemonade-Gründer Daniel Schreiber ist der Fall klar: „Wir stehen in keiner Weise im Wettbewerb mit diesem Unternehmen.“ Seit der Gründung sei man in Pink aufgetreten, da man „vertrauensvoll, lustig und zugänglich“ wirken wollte. In der Versicherungsbranche werde kein Anbieter so sehr mit der Farbe verbunden wie Lemonade. Die Verfügung der Telekom kritisiert Schreiber als „übertrieben“.
Diese sieht das verständlicherweise anders. „Die Deutsche Telekom wird über die Marke Magenta deutlich erkannt und erinnert – und das über das klassische Branchenumfeld hinaus“, begründet der Konzern sein Vorgehen. Die Telekom respektiere die Markenrechte aller, erwarte dies aber auch von anderen. Weitere Kommentare zum Fall will der Konzern erst nach einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung abgeben.