„Soziale Medien sind eine Spielwiese“

Social-Media-Managerin Romina Stroop von Deezer

Was reizt Sie an Ihrer Arbeit besonders?

Romina Stroop: Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich – hier ist kein Tag wie der andere. Außerdem ist Musik generell ein Thema das mir sehr nahe liegt. Ich habe in diesem Bereich studiert: Medien und Musik. Der Job bei Deezer ist sozusagen die perfekte Kombination der beiden Bereiche.

Speziell in Bezug auf Social Media gefällt mir besonders, dass man so viel mitkriegt. Alles, was in der Welt passiert, wird in den sozialen Medien abgebildet, die Dinge passieren sehr schnell. Ich erhalte auch viele Einblicke in andere Bereiche, arbeite mit vielen verschiedenen Teams zusammen. Wir sind Teil des Marketing-Teams, sind aber auch mit der Musikredaktion und mit den Social-Media-Kollegen aus anderen Ländern eng verbunden. Es wird einfach nie langweilig.

Stichwort Schnelllebigkeit: Ist diese die größte Herausforderung in der Kommunikation auf Social Media?

Eine große Herausforderung ist, schnell zu reagieren, ohne aber unüberlegt zu handeln. Man sollte nicht auf jeden Trend aufspringen, nur um ihn mitgemacht zu haben. Besser ist es, zunächst einmal zu schauen: Hat dieses Thema einen Bezug zum Unternehmen, macht es für uns Sinn? Wenn das der Fall ist, geht es natürlich um eine schnelle Umsetzung. Das Schöne ist, dass man dann schnell das Ergebnis sieht, Feedback von Followern und Fans erhält, und so direkt das Ergebnis seiner Arbeit sieht.

Auf welchen Social-Media-Kanälen kommuniziert Deezer – und warum?

Für den deutschsprachigen Markt gilt: Wir sind auf Facebook, Twitter und Instagram vertreten. Diese Kanäle haben wir bewusst ausgewählt, weil wir auf allen Kanälen unterschiedliche Zielgruppen erreichen können. Wir überprüfen auch regelmäßig, wer unsere Follower auf den verschiedenen Kanälen sind. Der Erfahrung nach ist es beispielsweise aktuell so, dass man auf Facebook eine deutlich ältere Zielgruppe erreicht als auf Instagram. Darauf aufbauend schauen wir dann: Zu welcher Plattform passt der Inhalt am besten? Aktuell haben wir uns auf diese drei Kanäle fokussiert, denn wir haben gemerkt, dass für uns nicht alle Plattformen Sinn machen. Snapchat beispielsweise ist für uns überflüssig geworden, nachdem auch Instagram ein Story-Feature eingeführt hat.

Auf den ersten Blick scheint Deezer eine sehr „junge“ Marke zu sein. Wer sind Eure Zielgruppen?

In Bezug auf Social Media ist das je nach Plattform unterschiedlich. Marketingseitig konzentrieren wir uns in Deutschland primär auf die 25- bis 49-jährigen. Für bestimmte Bereiche trifft das aber nicht zwingend zu. Beispielsweise haben wir ein Angebot, das sich an Familien richtet. Ein sehr populäres Thema in der Musik ist außerdem gerade K-Pop – diese Musikrichtung hat generell sehr junge Fans. Es kommt also immer auf das Thema an.

Wie geht Ihr bei der Entwicklung neuer Inhalte und Formate vor?

Dabei spielen mehrere Prozesse eine Rolle. Auch hier gehen wir zunächst vom Thema aus und entscheiden dann, welches Format dazu passt. Haben wir uns beispielsweise für ein Interview entschieden, bleibt noch zu überlegen, wie dieses genau aussehen soll. Wird es ein klassisches Videointerview oder eher ein interaktives Format, an dem unsere Social-Media-Follower direkt teilnehmen können? Beide Arten von Formaten verwenden wir – sowohl das klassische als auch das interaktive. Dabei eignet sich das erstere aufgrund seiner Länge wiederum eher für Facebook, das zweite, kürzere eher für Instagram.

Abgesehen von der Videolänge: Worauf muss man bei der Auswahl der Kanäle für einen Inhalt sonst noch besonders achten?

Generell darauf, dass der Content zur Plattform passt. Wenn ich weiß, dass sich die Leute auf Instagram primär Stories ansehen oder durch ihren Feed scrollen, sollte ich bei dem jeweiligen Inhalt darauf achten, dass er den Leuten keine minutenlange Konzentration abverlangt. Auch auf die Alters- und Nutzerstruktur der Plattformen sollte man achten. Hat ein Künstler beispielsweise eine sehr junge Fanbase, ist Instagram sicherlich der geeignetere Kanal. Andere Künstler sprechen vielleicht eher ältere Hörer an oder solche, die gerne tiefergehende Informationen über ihre Lieblingsmusiker erhalten, bereit sind, sich ein längeres Interview anzuschauen und vielleicht sogar einen Blogbeitrag dazu zu lesen.

Welches Social-Media-Format hat bei Ihnen in letzter Zeit besonders gut funktioniert?

Was sehr gut funktioniert hat, ist das sogenannte „Emoji-Interview“, ein Videoformat, das wir Anfang des Jahres ausprobiert haben, mit der Band Tokio Hotel. Den Bandmitgliedern wurden Songs vorgestellt, auf die sie mit Emoji-Karten aus Papier reagiert haben. Das war einerseits unterhaltsam, bezog andererseits aber auch aktuelle Trends mit ein: Emojis sind ja aus der heutigen Kommunikation, gerade im privaten Bereich, nicht mehr wegzudenken.

Umgekehrt gefragt: Gab es kürzlich ein Format, das nicht so gut funktioniert hat wie geplant, und das Ihr deshalb wieder verworfen habt?

Auch das kommt immer wieder vor. Das Schöne bei Social Media ist aber, dass es eine Art Spielwiese ist – man kann sehr viel ausprobieren. Wenn neue Plattformen, neue Features aufkommen, kann man diese einfach mal testen und schauen, was passiert. Man sieht ja direkt, wie viele Personen man damit erreicht hat, wie die Leute darauf reagiert haben – oder auch nicht. Es können also sehr schnell Learnings daraus gezogen werden. Und das tun wir – wöchentlich, monatlich, immer wieder. Ich denke, das ist wichtig, um immer am Ball zu bleiben und sich zu verbessern. Man muss eben nur akzeptieren können, wenn etwas nicht funktioniert hat, und nicht darauf pochen, denn man selbst findet es toll – der Rest der Welt aber vielleicht nicht!

Der Streamingmarkt ist ein hart umkämpftes Feld und Deezer vielleicht nicht unbedingt der Branchenprimus. Wie hebt Ihr Euch dennoch von der Konkurrenz ab?

Natürlich gibt es weitere Mitstreiter – sie halten den Wettbewerb am Laufen und bieten uns eine Herausforderung. Für uns haben wir festgelegt, dass wir mit unseren Nutzern und Fans auf Augenhöhe kommunizieren wollen. Wir möchten uns nicht über sie stellen, sagen: „Dieser Song ist auf Platz eins der Charts, den musst Du unbedingt hören.“ Wir möchten zeigen, was wir anbieten, aber auch, dass sie bei uns alles finden, wofür sie sich interessieren – und sei es noch so exotisch.

Außerdem sehen wir uns als eine Art Vermittler, der Nutzern ermöglicht, auch mal nah an ihre Stars heranzukommen, verlosen beispielsweise Tickets für exklusive Privatkonzerte. Insgesamt möchten wir einfach sehr persönlich kommunizieren, und nicht von oben herab.

Wie wird sich die Social-Media-Landschaft in Zukunft entwickeln? Was wird wichtig, was verliert an Bedeutung?

Sehr weit im Vorfeld kann man das schwer beurteilen – hier greift wieder die Schnelllebigkeit des Bereichs. Viele geben gewagte Prognosen ab, nach dem Motto: „In fünf Jahren ist Facebook tot.“ Das finde ich schwierig. Ich glaube vor allem, Social-Media-Kommunikation wird künftig noch interaktiver. Nutzer sind mittlerweile gewohnt, direkt mitwirken zu können – auch an der Kommunikation von Unternehmen. Sie möchten Einfluss nehmen können und wissen, dass ihr Feedback direkt gehört wird. Soziale Medien sind immer eine Chance für Unternehmen, ihre Kommunikation noch auszuweiten und neue Bereiche, neue Zielgruppen zu erschließen, die man vielleicht auf anderen Kanälen nicht erreicht. Ich denke, das wird in Zukunft so bleiben.


Über ihre Erfahrungen spricht Romina Stroop auf der Social Media Management Tagung am 2. und 3. Dezember. Das Programm gibt es hier.