Rache ist trocken

Herr von Haugwitz, wie viele Champagner-Flaschen werden im Jahr – wie im Trailer zur Jubiläumsaktion „Die Rache des Champagners“ angedeutet – bei Schiffstaufen „gedemütigt“ und „erniedrigt“ ?
Nikolas von Haugwitz: Also dazu gibt es keine konkreten Zahlen für Deutschland. Aber weltweit können Sie da schon mit 100.000 Champagner-Flaschen pro Jahr rechnen.

Sie feierten gerade ein außergewöhnliches 50. Firmenjubiläum durch das Projekt „Die Rache des Champagners“? Wie kam es dazu?
Die Idee stammt von Jean Remy von Matt von der Agentur Jung von Matt, der sie schon seit einem Jahr mit sich herumgetragen hatte. Sie hatten aber noch nicht den richtigen Partner. Wie es der Zufall wollte, erzählte Jean Remy von Matt unserem Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff bei einem Abendessen von seiner Idee, eine Schiffstaufe umzukehren und ein Boot an einer riesigen Champagnerflasche zerschellen zu lassen. Als Rache für die ganzen Champagnerflaschen, die bei Schiffstaufen verschwendet werden. Unser Vorstandsvorsitzender sagte daraufhin, wir haben ja in diesem Jahr unser 50. Firmenjubiläum! So nahm die Idee Gestalt an und der Name „Die Rache des Champagners“ war geboren.

Es ist recht ungewöhnlich, dass eine Agentur eine Idee hat und dann erst den Kunden dazu findet?
(lacht) Da haben Sie recht. Das ist total ungewöhnlich und war auch etwas gewöhnungsbedürftig für uns. Normalerweise geht man ja auf die Agentur zu und beauftragt sie, eine Idee zu entwickeln. Aber da haben wir einfach die Gelegenheit des Gesprächs genutzt, die gute Idee endlich umzusetzen.

Fun facts

Deutschland ist nach den USA und dem Vereinigten Königreich auf Platz 3 der größten Champagnerimporteure weltweit. Ein Deutscher trinkt pro Jahr 5,5 Flaschen Schaumwein.

Schiffe werden in ihrer Werft getauft, bevor sie das Wasser berühren; nur in Ausnahmefällen wird die Zeremonie nachgeholt, wie bei der MS Europa oder den AIDA Schiffen.

Die Schiffstaufe der USS Enterprise (NCC-1701B) aus dem Film „Star Trek“ wurde mit einem Champagner des Jahrgangs 2265 begangen.

Übrigens: Die Titanic wurde nie getauft und  bei der Costa Concordia ist die Champagnerflasche nicht am Schiffsrumpf zerschellt…

 

Hatten Sie eigentlich andere Pläne für das Jubiläum?

Ja, wir hatten schon etwas anderes vor und auch anfänglich Angst vor der Idee. Aber dann fanden wir sie so abgedreht und verrückt, dass wir dachten, wer sollte das machen, wenn nicht wir – als größter Champagner-Händler in Deutschland. Und dazu noch das 50. Firmenjubiläum: Wenn nicht jetzt, wann dann? Später waren wir sehr begeistert. Schön war auch, dass wir unseren langjährigen Partner Pommery wieder mit dabei hatten, wie beim 25. Jubiläum. Die riesige Champagner-Flasche bekam also das Etikett der Marke.

Die Planung dauerte ungefähr fünf Monate. Wie sah der Kommunikationsplan für diesen Zeitraum aus?
Das kam alles relativ kurzfristig und die Zeiträume waren sehr eng gesteckt. Kommunikativ haben wir es so aufgebaut, dass wir einen Teaserfilm gedreht haben, um den Termin bekannt zu machen. Alle sollten wissen, der Champagner wird sich rächen. Den Film hat Jung von Matt gemacht und unsere PR-Agentur hat ihn dann verbreitet. Unterfüttert wurde das Ganze mit Bildern aus der Produktion von Flasche und Schiff. Den Namen für das Boot haben wir von unseren Facebook-Usern auswählen lassen. In  unserer Projektgruppe mit zwei Agenturen haben wir uns später in alle zwei Tage zusammengesetzt und alles abgestimmt. Das war nicht ganz einfach, zwei Agenturen auf einem Projekt zu haben, ist schon speziell.

Die riesige Champagnerflasche „wartet“ am Hafen. 15 Personen haben zehn Wochen lang am Modell gebaut.  Die Flasche ist 17 Meter hoch, 4,3 Meter breit und wiegt zehn Tonnen. (c) hawesko

Die riesige Champagnerflasche „wartet“ am Hafen. 15 Personen haben zehn Wochen lang am Modell gebaut.  Die Flasche ist 17 Meter hoch, 4,3 Meter breit und wiegt zehn Tonnen. (c) hawesko

Das Schiff ist zerschellt, der Champagner gerächt (c) Hawesko

Verlief denn alles reibungslos oder traten Schwierigkeiten auf?
Kompliziert waren die Terminabsprachen. Da biss sich die Katze ganz häufig in den Schwanz. Umso wichtiger waren die tatsächlichen Treffen, unser regelmäßiger Jour Fixe.

Gab es eine Generalprobe?
Einen richtigen Test, ob das alles funktioniert,  
gab es nicht. Die Umsetzung hatte unglaublich viel mit Statik und Ingenieurskunst zu tun. Zeitweise haben bis zu 90 Leute an dem Projekt gearbeitet. Jung von Matt hat die Pommery-Flasche und die Yacht in Köln einmal in einer kleineren Variante gebaut und getestet. Darauf mussten wir dann vertrauen.

Wie kam die Inszenierung bei den Medien an?
Die Verbreitung in den Medien war gut. Unsere Agentur war jedenfalls sehr zufrieden. Wir hatten ja gar keine Erfahrung mit dieser Art von Kommunikation. Wir haben auch den Abend mit Promis besetzt, Ehrengäste und wichtige Geschäftspartner eingeladen. Wir wollen das Thema auf jeden Fall wieder aufgreifen, dann aber weniger spektakulär. Wir wollen immer wieder Ankerpunkte finden, um den Videoclip erneut zu spielen.

Was wäre passiert, wenn das Boot nicht zerschellt wäre?
Dann hätten wir es einfach noch einmal gegen die Flasche knallen lassen. (lacht) Glücklicherweise waren aber alle Berechnungen der Ingenieure richtig.

 

 

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