Print verliert, Digitalgeschäft wächst

Zeitungsverlage

Wie geht es der Verlagsbranche, was treibt sie um? In seiner aktuellen Trendumfrage (PDF) hat der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Highberg seine Mitglieder befragt. Die Verlage und Digitalpublisher, die an der Umfrage teilgenommen haben, machen nach Angaben des BDZV drei Viertel der verkauften Auflage aller Tageszeitungen sowie 67 Prozent der digitalen Zeitungsreichweite in Deutschland aus.

Demnach ist die Mehrheit positiv gestimmt: Zwei Drittel der befragten Verlage (66 Prozent) blicken optimistisch in die Zukunft. Zwar sehen vor allem die Werbemarktverantwortlichen angesichts der wirtschaftlichen Lage Risiken. 41 Prozent von ihnen erwarten überdurchschnittlich viele Insolvenzen bei Werbekunden in diesem Jahr. Sie sehen im Schnitt 32 Prozent der Werbeerlöse bedroht. Hinzu kommt, dass Print-Auflagen und Vertriebserlöse weiter zurückgehen.

E-Paper und Digitalabo werden zu tragenden Säulen

Doch das digitale Geschäft wächst kräftig: Für 2025 erwarten die Befragten ein zweistelliges Wachstum. Die Verlage rechnen zudem mit einem deutlichen Anstieg über die nächsten Jahre. So wird sich der Anteil am Gesamtumsatz nach Ansicht der Befragten von 17 Prozent im Jahr 2024 auf 44 Prozent in den nächsten fünf Jahren erhöhen.

Das E-Paper, dessen Anteil am Gesamtumsatz im vergangenen Jahr 20 Prozent ausmachte und nach Einschätzung der Befragten bis 2030 auf 37 Prozent steigen könnte, soll zusammen mit dem Digitalabo zur tragenden Säule des Wachstums werden. Die Verlage planen, das E-Paper von der digitalen Print-Alternative zu einem Medium mit exklusiven Mehrwerten etwa mittels interaktiver Elemente weiterzuentwickeln. Die Digitalabos wachsen ebenfalls zweistellig. Mit 15 Prozent verzeichnen sie den größten Zuwachs. Sie sollen langfristig das Abo-Wachstum sichern.

Events und Live-Journalismus nehmen an Relevanz zu. Während 2024 nur vier Prozent der Befragten Events geplant haben, tun das für 2025 bereits 32 Prozent. Beim „Handelsblatt“ etwa analysieren Fachredakteure gemeinsam mit Experten in einem Video-Livestream aktuelle Themen. Durch solche und weitere dialogorientierte Formate und Veranstaltungen versuchen die Verlage zunehmend, ihre Leserschaft interaktiver einzubinden und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

KI zunehmend im Einsatz

Zur positiven Geschäftsentwicklung soll auch der erweiterte Einsatz von künstlicher Intelligenz beitragen. 42 Prozent aller administrativen Tätigkeiten in Verlagen sollen in Zukunft durch KI automatisiert werden. Den größten Einsatzbereich sehen die Befragten in der Redaktion. Knapp 60 Prozent planen, mindestens einen Teil der redaktionellen Texte vollständig von KI erstellen zu lassen und nach menschlicher Prüfung zu veröffentlichen. 41 Prozent lehnen dies ab. Schon jetzt wird KI zum Redigieren von Artikeln genutzt, teils werden Polizei- oder Vereinsmeldungen in redaktionelle Texte umgewandelt. KI wird auch bei der Beantwortung von Leseranfragen unterstützend eingesetzt. Die Hälfte der Verlage baut eigene KI-Tools.

Zwar soll die KI den Redakteuren helfen, selbst mehr Zeit für Recherchen aufwenden zu können. Doch die Skepsis bei den Mitarbeitenden nimmt offenbar zu. Zeigten sich im vergangenen Jahr noch 60 Prozent der Mitarbeitenden aufgeschlossen gegenüber dem Einsatz von KI, waren es in diesem Jahr nur noch 46 Prozent.

Für die Redaktionen sind Live-Berichterstattung, Wochenrückblicke und Evergreen-Inhalte zunehmend von Bedeutung. Exklusive Newsletter verstärken die Leserbindung. Audio-/Podcast- sowie Video-Formate spielen eine weniger wichtige Rolle.

Darüber hinaus berichten die Befragten von deutlichen Einschränkungen in ihrer Pressearbeit. 75 Prozent – und damit deutlich mehr als im Vorjahr (64 Prozent) – haben Online-Belästigungen oder Drohungen erfahren. Jede*r Dritte (34 Prozent) berichtet von rechtlichen Einschüchterungen und Vergeltungsmaßnahmen (2024: 39 Prozent), knapp jede*r Fünfte von Cyberattacken (2024: 35 Prozent). Neun Prozent (2024: vier Prozent) geben an, körperlichen Angriffen ausgesetzt gewesen zu sein.

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