Print stirbt: Burda löst weitere Redaktion auf

Zukunft von TV Spielfilm

„Die freie Presse ist auch in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr, das Überleben ist für uns Verlage keine Selbstverständlichkeit mehr”, beklagt sich Burda-Vorstand Philipp Welte im Tagesspiegel. Denn das marktwirtschaftliche Fundament für freien, unabhängigen Journalismus erodiere zunehmend. „Unsere Aufgabe und unser Auftrag ist es, eine Zukunft für den Journalismus der Verlage unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts zu schaffen.”

Publikumszeitschriften haben für Burda offensichtlich keine Zukunft. Der Verlag hat bekannt gegeben, die Redaktion von TV Spielfilm, TV Today und TV Schlau zum Oktober aufzulösen. Den 53 Redakteurinnen und Redakteuren wird betriebsbedingt gekündigt. Lutz Carstens, der die Redaktion seit 1999 leitete, geht ebenfalls. Die Produktion übernimmt künftig die Funke Mediengruppe. Das letzte Wort hat weiterhin Burda News, das die redaktionelle Hoheit behält und für die Markenführung und Vermarktung verantwortlich bleibt.

Burda-News-Geschäftsführer Burkhard Graßmann betrachtet den Funke-Deal als Maßnahme, den Verlag fit für die Zukunft zu machen: „Es muss gelingen, qualitativ hochwertige Magazine auch unter völlig veränderten Marktbedingungen marktwirtschaftlich zu produzieren. Wenn wir in Zukunft in diesem Bereich erfolgreich sein wollen, müssen wir rechtzeitig unsere Kräfte bündeln.” Für die Redaktion von TV Spielfilm bedeutet die Zusammenarbeit mit Funke das Aus. Graßmann bedauere dies aufrichtig. Zuletzt erreichte die TV Spielfilm eine Auflage von 666.271 Exemplaren –  minus sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr (IVW 2/2019).

„Ein wirtschaftlich gefährlicher Weg”

DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall kritisiert den Deal und weißt auf das wirtschaftliche Risiko hin. „Wer seine Kernkompetenz an Dienstleister auslagert, geht einen journalistisch falschen und wirtschaftlich gefährlichen Weg.” Mit Blick auf die arbeitslos werdenden Redakteure fordert Marina Friedt, Hamburger DJV-Landesvorsitzende, Burda zu großzügigen sozialen Maßnahmen auf. „Erst zu Jahresbeginn hat Burda die Redaktion von Fit for Fun in Hamburg nach derselben Blaupause gekündigt. Der daraufhin abgeschlossene Sozialplan war kein Ausdruck sozialer Verantwortung”, so Friedt.

Lob für den Deal kommt von Funke. „Es freut uns, dass Burda zukünftig bei so starken Marken wie TV Spielfilm auf unsere Kompetenz im TV-Segment setzt. Diese Wertschätzung zahlen wir mit hochwertigen und relevanten Inhalten gerne zurück”, sagt Michael Geringer, Verlagsgeschäftsführer der Funke Zeitschriften.

Zuvor war über einen Verkauf der Zeitschriften an Funke spekuliert worden. Doch höchstwahrscheinlich hätte das Bundeskartellamt sein Veto eingelegt. Funke hält bereits 13 Programmzeitschriften mit einer Gesamtauflage von 4,6 Millionen Exemplaren. Schon bei der Übernahme der Programmzeitschriften von Axel Springer musste Funke acht Titel am Klambt verkaufen.

Burdas Schritt ist ein weiteres Zeichen für den Niedergang von Print. Das Schicksal der DuMont-Tageszeitungen ist weiter offen, Audi stellte im März sein gedrucktes Kundenmagazin ein.

 

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