Microsofts Klimaziele – andere sind weiter

CO2-neutrale Unternehmen

Beinahe allen großen Medienportalen war es Ende der vergangenen Woche eine Meldung wert: Microsoft kündigt eine große Klima-Initiative an. Dabei macht der Tech-Riese keine halben Sachen: Nicht nur will man der Atmosphäre bis zum Jahr 2030 mehr Kohlendioxid entziehen als man produziere; bis 2050 soll außerdem all der Kohlenstoff aus der Umwelt entfernt werden, den Microsoft seit seiner Gründung 1975 verursacht hat.

„Während die Welt Klimaneutralität erreichen muss, sollten diejenigen von uns, die es sich leisten können, schneller und weiter gehen, dies zu tun“, kommentierte Microsoft-Präsident Brad Smith den Schritt. Für die Lösung des CO2-Problems auf dem Planeten benötige man Technologien, die heute noch nicht entwickelt sind. Ein wesentlicher Teil von Microsofts Bemühungen bestehe daher darin, diese zu fördern.

Mit seiner Ankündigung reiht sich Microsoft in die Riege von Unternehmen ein, die sich bereits in Sachen Klimaneutralität positioniert haben – einige mehr, andere weniger ehrgeizig. Hier eine Auswahl:

Siemens

Siemens verpflichtete sich 2015 – laut eigener Aussage als erstes großes Industrieunternehmen – dazu, bis 2030 klimaneutral zu werden. Bis 2020 will der Konzern seine Kohlenstoffbilanz zunächst halbieren – Stichtag ist der 30. September, das Ende des Geschäftsjahres 2020. Seit dem Start des CO2-Reduktionsprogramms konnte Siemens die Emissionen im Vergleich zu 2014 bereits um 41 Prozent reduzieren, was einer Einsparung von 900.000 Tonnen CO2 entspricht. Siemens-CEO Joe Kaeser begründete die Entscheidung damit, dass entsprechende Maßnahmen nicht nur klug, “sondern auch profitabel” seien.

Die CO2-Einsparungen setzen an vier Punkten an: Gebäude und Produktion, dezentrale Energiesysteme, grüner Strom und intelligente Elektromobilität. Darüber hinaus plant der Konzern, die Vorstandsgehälter neu zu regeln. Sinkt der CO2-Ausstoß, steigen die Gehälter. Siemens ist der erste Dax-Konzern, der einen solchen Vorstoß wagt. Allerdings betrifft die Kopplung nur einen kleinen Teil der Vorstandsvergütung und nur eigene Werke und Standorte. Die Umweltbilanz von Kunden werde nicht berücksichtigt. Ebenfalls nicht mit eingerechnet werden die Emissionen von Siemens Energy.

Zuletzt verblassten Siemens’ Bemühungen fürs Klima angesichts der Entscheidung des Konzerns, an seiner Beteiligung für eine der größten Kohleminen der Welt in Australien festzuhalten. Kritiker argumentieren Siemens stelle den wirtschaftlichen Erfolg über den Klimaschutz.

Bosch

Als größter Automobilzulieferer der Welt hat es Bosch in Sachen Klimaschutz besonders schwer – sollte man meinen. Im Mai 2019 verkündete der Konzern jedoch, ab 2020 klimaneutral wirtschaften zu wollen.

„Klimawandel ist keine Science-Fiction. Er findet real statt“, erklärte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung. Die Zeit für Sonntagsreden sei vorbei – stattdessen müsse gehandelt werden. Um sein Ziel zu erreichen, plane Bosch zunächst eine Reihe von Kompensationsmaßnahmen: Die derzeit noch stattfindende CO2-Erzeugung solle durch Investitionen in Projekte ausgeglichen werden, die Kohlendioxid abbauen. Anschließend wolle das Unternehmen seine eigene CO2-Produktion selbst drastisch reduzieren.

Auf Nachfrage kommentierte Bosch den aktuellen Stand seiner Initiative folgendermaßen: „Ende 2019 sind alle unsere Standorte in Deutschland klimaneutral geworden. Bis Ende dieses Jahres werden alle 400 Bosch-Standorte weltweit vollständig klimaneutral sein.” Damit will Bosch – noch vor Siemens – das erste große Industrieunternehmen sein, das dieses ehrgeizige Ziel nach gut einem Jahr realisiert haben wird.

SAP

Der Software-Konzern SAP verkündete 2017 ein neues Klimaziel. Bis 2025 wolle man klimaneutral wirtschaften. „Der Hebel der SAP, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, liegt zwar vorrangig darin, wie wir Kunden ermöglichen, mit Hilfe unserer Produkte eine positive ökonomische, soziale und ökologische Wirkung zu erzielen. Es war aber schon immer unsere Ambition, mit gutem Beispiel voranzugehen und ein glaubwürdiges Vorbild für ein nachhaltiges Unternehmen zu sein“, sagte Chief Sustainability Officer Daniel Schmid.

Seit 2009 reduziere SAP daher seine CO2-Emissionen. 2020 wolle man diese auf das Niveau des Jahres 2000 senken, ehe man im “nächsten Schritt der langfristigen Klima-Strategie der SAP” 2025 klimaneutral werde.

Zalando

Noch ehrgeiziger zeigte sich Zalando: Im vergangenen Oktober gab das Unternehmen bekannt, sich ab sofort der Klimaneutralität für das eigene Geschäft sowie für Lieferungen und Retouren zu verschreiben. Die Verpflichtung, so hieß es von Unternehmensseite, sei Teil von Zalandos neuer Nachhaltigkeitsstrategie „Do More“, mit der das Unternehmen „zu einer nachhaltigen Mode-Plattform mit netto-positiver Auswirkung auf Mensch und Erde” werden will.

Man wolle alle CO2-Emissionen kompensieren, die sich nicht durch Auftragsbündelung oder erneuerbare Energien vermeiden lassen, so das Unternehmen. Zum Zeitpunkt der Ankündigung stammten bereits 90 Prozent der Energie an allen Zalando-Standorten aus erneuerbaren Quellen oder würden CO2-neutral erzeugt. Co-CEO Rubin Ritter räumte ein: „Die gesamte Modebranche steht vor großen Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit und wir sind Teil des Problems“. Zukünftig wollen wir ein Teil der Lösung sein“.

Klarna

Ein besonders ambitioniertes Ziel steckte sich Klarna im vergangenen Juli. Bis Ende 2019 wollte es der schwedische Zahlungsanbieter zum klimaneutralen Unternehmen bringen – und griff dafür zu eher ungewöhnlichen Mitteln. Unter anderem überarbeitete das Unternehmen seine Reiserichtlinien: Mitarbeitern wurde bei der Buchung im internen System direkt angezeigt, welche Auswirkungen ihre Reise auf das Klima hatte. Außerdem minimierte Klarna seinen postalischen Schriftverkehr mit Kunden weitestgehend.

Um Klimaneutralität zu erreichen, hatte Klarna einen externen Dienstleister beauftragt, die Klimabilanz des eigenen Handelns zu analysieren. Dazu wurden alle durch das Unternehmen verursachten Emissionen erhoben. „Wir sind fest davon überzeugt, dass Unternehmen Impulsgeber für zentrale Veränderungen innerhalb der Gesellschaft sind,“ so Robert Bueninck, Geschäftsführer für die DACH-Region. Mit konkreten Maßnahmen solle man hier unmittelbar in die Umsetzung gehen. Diese seien jedoch nur die ersten Schritte auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Einsatz. Viele weitere Maßnahmen sollten folgen.

Hatte Klarna mit seinem ehrgeizigen Vorhaben Erfolg? Auf Nachfrage des pressesprecher gab das Unternehmen an, man befinde sich derzeit noch in der Auswertung und könne daher gegenwärtig noch nichts kommunizieren.

Amazon

Amazon verpflichtete sich vergangenen September in seinem “Climate Pledge” zur Klimaneutralität bis 2040. Um dieses Ziel zu erreichen, orderte der Versandhändler 100.000 Elektro-Lieferwagen für die Zustellung der Pakete. Bis 2030 sollen alle Fahrzeuge ausgeliefert sein. Ebenfalls bis 2030 will der Konzern seine gesamte Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen. Weiterhin kündigte der Konzern an, 100 Millionen US-Dollar für Wiederaufforstungsprojekte auszugeben.

Kritiker bemängeln, Amazons Pläne seien nicht ambitioniert genug. Laut einem Bericht der BBC droht Mitarbeitern, die die Klimaschutzbemühungen des Unternehmens öffentlich kritisieren, der Rauswurf.

KfW

Die KfW ist laut eigener Aussage seit 2006 als erste deutsche Bank klimaneutral gestellt. CO2-Emissionen, “die durch den Betrieb eigener Gebäude und durch Dienstreisen der Mitarbeiter entstehen”, würden kompensiert. Seit 2007 speise die Bank ihren Energiebedarf ausschließlich aus Ökostrom.

Im Gegensatz zu Microsoft und Amazon, deren Ziele noch in weiter Ferne liegen, ist ein US-Tech-Gigant bereits klimaneutral. Google erklärte, bereits seit über zehn Jahren klimaneutral zu sein. Seit 2017 decke der Konzern seinen globalen Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen.

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