Kritik an „Podcast Preis“: Die Jury bleibt geheim

Forderung nach Transparenz

Im März soll erstmals der „Deutsche Podcast Preis“ vergeben werden. Sechs Award-Kategorien sind geplant, außerdem wird ein Publikumspreis verliehen, für den noch bis Ende Februar online abgestimmt werden kann. In der vergangenen Woche gaben die Veranstalter:innen die Shortlist für die einzelnen Preiskategorien bekannt  – sehen sich allerdings Kritik gegenüber, denn die Jury für den Preis wird geheim gehalten.

148 Juror:innen sollen es sein, die über die Vergabe des Awards entscheiden. Sie verfügten, so die Versicherung, „über Expertise durch ihr berufliches oder freizeitliches Engagement im Audiobereich“.

Wer dieser „Crowd Jury“ konkret angehört, wird jedoch nicht verraten. „Einige Jurymitglieder möchten nicht namentlich veröffentlicht werden. Wir setzen (…) das Persönlichkeitsrecht höher als den Transparenzgedanken“, hieß es in einer Antwort auf entsprechende Nachfragen.

Die Geheimhaltung der Juryzusammensetzung ist äußerst ungewöhnlich.

Sowohl bei renommierten Kommunikations-Awards wie etwa wie dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation dpok (an dem auch pressesprecher mitwirkt) als auch bei prestigeträchtigen Auszeichnungen für Journalist:innen wie etwa dem Henri-Nannen-Preis wird selbstverständlich transparent gemacht, wer in der Jury tätig ist, die den Preis vergibt.

Kritik an der Anonymität seines Entscheidungsgremiums bügelt der „Deutsche Podcast Preis“ dennoch recht barsch ab. Schließlich habe man erstmals überhaupt einen Award für Podcast-Szene geschaffen und werde dafür auch gelobt.

Wir halten es da ein bisschen mit Giovanni Guareschi: “Ein Kritiker ist eine Henne, die gackert, wenn andere legen”. Wir haben einen Award für die Podcast-Szene geschaffen… und bekommen dafür zum Glück auch Wertschätzung!

— Deutscher Podcast Preis (@2020dpp) February 14, 2020

Die Veranstalter:innen boten ergänzend eine weitere kuriose Erklärung für die Geheimhaltung der Jury an: die Namen aller 148 Juror:innen hätten nicht auf die Webseite des Preises gepasst. Diese Erläuterungen überzeugten nicht jeden.

https://t.co/NgZ3oEGbWW

— Sebastian Pertsch (@Pertsch) February 14, 2020

Initiiert wurde der „Deutsche Podcast Preis“ von 13 privaten und öffentlich-rechtlichen Unternehmen, darunter der Bayerische Rundfunk, die Amazon-Audio-Tochter Audible, der Radiovermarkter RMS, Axel Springer Audio, OMR und Spotify. Die überwiegende Anzahl der nun anonym für die Shortlist nominierten Podcasts wird über diese Unternehmen publiziert.

Auch aus anderen Gründen wird der Preis als “Fehlkonstruktion” kritisiert. So durfte sich jeder Podcast, der für das Publikumsvoting angemeldet wurde, offiziell als „nominiert“ bezeichnen. Außerdem sei es angesichts der Vielzahl der Einreichungen für den Publikumspreis unmöglich, eine qualifizierte Auswahl zu treffen. Stattdessen würden lediglich fünfminütige „Soundschnipsel“ begutachtet. Selbst dies sei bei mehr als 700 Einreichungen jedoch unrealistisch.