Erstmals seit fast 40 Jahren erhielten in der letzten Woche iranische Frauen Zutritt zu einem Fußballstadion. Für das WM-Qualifikationsspiel gegen Kambodscha am vergangenen Donnerstag gingen zwischen 3.500 und 4.000 Tickets an weibliche Fußballfans. Eigentlich ein Sieg für die Frauenrechte in der islamischen Republik – oder?
Ein Statement von Amnesty International lässt daran nun Zweifel aufkommen. Darin kritisiert die NGO das Vorgehen des Iran, eine lediglich symbolische Zahl von Frauen zum Fußballspiel zuzulassen, als „zynischen PR-Stunt“.
Mit der Aktion wolle der Iran sein Image reinwaschen: Vergangenen Monat hatte sich die Iranerin Sahar Khodayari selbst in Brand gesetzt, nachdem sie wegen des Versuchs, trotz des Verbots Zutritt zu einem Fußballstadion zu gewinnen, vor Gericht erscheinen sollte.
„Alles andere als eine vollständige Aufhebung des Verbots für Frauen, Fußballstadien zu betreten, ist eine Beleidigung von Sahar Khodayaris Andenken und ein Affront gegen die Rechte aller Frauen im Iran, die sich für die Aufhebung des Banns stark gemacht haben“, so Philip Luther, der bei Amnesty für den Nahen Osten und Nordafrika zuständig ist.
Auch die FIFA wird von Amnesty in die Pflicht genommen: Diese sei verpflichtet, Menschenrechte in allen Bereichen ihrer Tätigkeit zu achten und verfüge außerdem über Möglichkeiten, in Situationen wie diesen gegen Zuwiderhandelnde vorzugehen.
Die FIFA hat sich zwar öffentlich für den Zugang von Frauen zu Fußballspielen ausgesprochen. Dennoch hat der Iran bislang nicht alle Restriktionen gegen Frauen aufgehoben. Seit Anfang 2018 wurden mindestens 40 Frauen festgenommen und teilweise gerichtlich belangt, weil sie versucht haben, sich Zutritt zu Fußballstadien zu verschaffen. Der Iran müsse alle Anklagen fallenlassen, die sich gegen Frauen richten, die sich gegen das Verbot zur Wehr setzen, fordert Amnesty.