„Facebook muss handeln – und das schnell!“

PR-Profis zu Facebooks Privatsphäre-Versprechen

Mirjam Stegherr

Journalistin, Beraterin und Mitglied im Präsidium von Wikimedia Deutschland

(c) privat

Vor knapp zehn Jahren hat Mark Zuckerberg das Ende der Privatsphäre vorhergesagt. Nach Enthüllungen, wie Facebook persönliche Daten nutzt, kommt jetzt angeblich der Wandel.

Klug wäre es, denn Privatsphäre ist Nutzerinnen wichtig. Wer seine Daten gegen einen Service tauscht, baut auf Vertrauen. Das passiert meist blind, weil man nicht weiß, was mit den Daten passiert. Facebook hat das Vertrauen verletzt. Kein Wunder, dass Zuckerberg jetzt die Marke WhatsApp hochhält. Ärgerlich ist, dass er vom Schutz vor Dritten spricht und nicht sagt, wie Facebook selbst Daten nutzen will.

Klar ist das nicht – und als Wandel auch nicht richtig glaubwürdig.

Mirjam Stegherr bei Twitter

 

Philip Bolognesi

Head of Content, Basic Thinking

(c) Basic Thinking

Facebook hat massiv an Glaubwürdigkeit verloren, denn es lässt jegliches Verantwortungsgefühl vermissen. Was Mark Zuckerberg verkündet, stimmt nicht mit dem tatsächlichen Verhalten überein.

Wenn Facebook künftig den Datenschutz und die Privatsphäre seiner Nutzer in den Mittelpunkt rückt, sollte es zunächst für Klarheit sorgen und sich von Altlasten befreien, wie beipielsweise die Liste potenzieller Bedroher und die Weitergabe der Telefonnummern für Werbezwecke einstellen.

Facebook steht offenbar mit dem Rücken zur Wand. Ehe eine Neuausrichtung gelingen kann, sollte das Netzwerk empathisch mit seinen Nutzern und deren Sorgen umgehen und transparent handeln. Integer verhält sich Facebook absolut nicht.

Philip Bolognesi bei Twitter

 

Carolin Zeller

Professorin für Politikwissenschaften und Public Affairs, Quadriga Hochschule Berlin

(c) Quadriga Media Berlin

Facebooks Ankündigung einer neuen Datenschutzoffensive ist lobenswert. Ob das glaubwürdig ist, ist eine andere Frage. Glaubwürdigkeit kann man sich nicht selber zuschreiben – ob jemand oder etwas „glaub-würdig“ ist, bestimmt der andere.

So muss die Frage also lauten, ob die Nutzer glauben, dass diese Ankündigung von Facebook zu ernsthaften Veränderungen führt. Man kann sicherlich argumentieren, dass dies ein wirklicher Wandel sein muss, einfach, weil Facebook sich keinen weiteren Skandal leisten kann. Glaubwürdigkeit aufgrund von Notwendigkeit. Auf der anderen Seite steht aber das Unternehmens- und Geschäftsmodell von Facebook in direktem Widerspruch zum Datenschutz. Schließlich verdient das Netzwerksein Geld mit den Daten seiner Nutzer.

Skepsis ist angesagt oder wie der Engländer sagt: „The proof is in the pudding.“

 

Christiane Germann

Social-Media-Beraterin für Behörden und Verbände und Gründerin der Amt 2.0 Akademie

(c) privat

Als Social-Media-Beraterin für Behörden und Institutionen ist aus meiner Perspektive wichtig, dass soziale Netzwerke wie Facebook die geltenden Gesetze einhalten – denn nur dann dürfen insbesondere staatliche Akteure sie auch nutzen. Davon gehe ich aus.

Alles, was in Sachen Datenschutz, Datensicherheit und Privatsphäre noch über die Einhaltung der Gesetze hinausgeht, ist in diesen Zeiten wohl ein gutes Verkaufsargument und eine Möglichkeit, ein in der Hinsicht angeschlagenes Image wieder aufzubessern.

Ich finde die Ankündigung von Facebook, dass mehr in „geschlossenen Räumen“ und verschlüsselt kommuniziert werden soll, spannend. Hieraus können sich für meine Kunden vielleicht neue Möglichkeiten bei der Bürgerkommunikation ergeben.

Christiane Germann bei Twitter

 

Michael Schwertel

Professor für Medien und Digitales Marketing, Cologne Business School

(c) privat  

Facebook muss handeln! Und das schnell! Schaut man auf die Wankelmütigkeit in Communities wie zum Beispiel in der Gamesbranche mit Spielen wie Fortnite, dann kann sich Marktführerschaft mittlerweile innerhalb von Tagen ändern.  Dabei ist es ein unlösbarer Konflikt mit den Daten vertrauensvoll umzugehen. Das Sammeln und Veräußern von Daten ist schließlich das Geschäftskonzept. 

Selbst wenn es Zuckerberg schaffen sollte, ohne unsere Daten Geld zu generieren (was schwer vorstellbar ist), steht er vor dem nächsten großen Problem: Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung würde auch mehr Raum für Fake News, Hetzkampagnen und Verschwörungstheorien bieten. Es heißt zwar, dass sich solche Informationen automatisch filtern ließen, aber wer bestimmt dann wiederum wer „Wahrheiten” schreibt und wer nicht. Insgesamt ein Rattenschwanz an Herausforderungen.

Michael Schwertel bei Twitter

 

Monika Zehmisch

Projektleiterin Unternehmenskommunikation, Adenion

(c) privat

Facebook hat in den letzten Monaten bereits viele Maßnahmen umgesetzt, um sein schlechtes Image aufzupolieren.

Auch für uns als Tool-Anbieter haben sich diese Änderungen ausgewirkt, denn alle Technologie-Partner mussten sich einer erneuten Prüfung unterziehen. So konnten wir aber unsere Tools Blog2Social und PR-Gateway als offizielle Apps für das Posten auf Profilen, Seiten und in Gruppen zertifizieren. Insgesamt begrüßen wir diese Entwicklung, da auf diese Weise Spam eingedämmt und die User besser geschützt werden. Allerdings hinkt Facebook immer noch hinterher. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hat beispielsweise XING schon in 2018 umgesetzt.

Jedoch gibt es Zweifel an der Glaubwürdigkeit, wenn man Beiträge wie diesen liest, aus dem hervorgeht, dass die Telefonnummer, die den Nutzer absichern soll, Werbetreibenden zum Targeting zur Verfügung gestellt wird und Profile öffentlich auffindbar macht.

Ich bin davon überzeugt, dass die Social Media in Zukunft den Nutzern mehr Sicherheit bieten und ihr Vertrauen stärken müssen. Auch Facebook wird diesen Weg gehen müssen, um nicht abgeschlagen zu werden.

Monika Zehmisch bei Twitter

 

 

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