Ein Influencer, der mit seinen Themen hohe Followerzahlen erreicht, wird in der Öffentlichkeit schnell zum Popstar hochgejazzt. Gelegentlich kann dieser Umstand zu einer eigenwilligen Wahrnehmung der Realität führen. So wurde der Fall der britischen Bloggerin Elle Darby Anfang des Jahres öffentlich verhandelt.
Die 22-Jährige hatte mit ihrem Freund in einem Dubliner Hotel gratis nächtigen wollen. Als Bezahlung bot sie an, auf ihrem Youtube- und Instagram-Kanälen über das Hotel zu berichten. Eigentlich ein üblicher Pitch einer Reise-Influencerin, der kein Aufreger sein müsste. Doch der angefragte Hotelier ging mit dem #Bloggergate an die Öffentlichkeit und entfachte eine emotionsbeladene Debatte darüber, ob ein Influencer so etwas überhaupt tun dürfe.
Fakt ist: Solange Unternehmen auf Influencer-Profile als bloße Werbekanäle setzen, wird eine Szene gefüttert, in der sich alles um Selbst- und Produktpräsentationen dreht. Online-Kampagnen wie jene von Coral und Milka illustrieren, wie schräg es ist, wenn Influencer im Selfie-Style Schokolade und Waschmittel in die Kamera halten.
Mit derartig plumpen Platzierungen tun sich die Stars der digitalen Seifenoper ebenso wenig einen Gefallen wie Marken. Wollen Letztere von Influencern profitieren, setzen sie auf langfristige Kooperationen, auf Co-Kreation und eine kreative Einbindung in die Kommunikation. Es geht dabei um Influencer Relations. Alles andere zerstört die Glaubwürdigkeit − und damit mittelfristig auch das Geschäftsmodell eines jeden Influencers.
Zu diesem Ergebnis kommen viele dieser Meinungsmacher selbst. Sie verstehen sich als eigenständige Marken- und Kreationsmedien und wollen mit ihrer Community kommunizieren. Dabei geht es ihnen weniger um Geld als um langfristige, authentische Beziehungen mit Marken.
Meine Prognose: Die Profis unter den Influencern werden uns erhalten bleiben, weil sie ihren Wert nachweisen. Sternchen werden das Spiel ergänzen und ihre sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm bekommen. Kleine Empörungsstürme ergänzen das Spiel um die Influencer. Influencer Relations als solches werden dadurch nicht gefährdet. Denn Menschen werden weiterhin Menschen mögen, die ihnen nahe sind und deren Profile ihnen nicht als reiner Werbekanal auffallen.