Deutsche Monsanto-Listen: Freispruch vom PR-Rat

"Keinerlei Fehlverhalten"

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) sieht „keinerlei Fehlverhalten“ bei den Stakeholder-Listen, welche die Agentur Fleishman Hillard für heutige Bayer-Tochter Monsanto von Politikern, Journalisten und sonstigen öffentlichen Akteuren im Rahmen der Glyphosat-Diskussion in Deutschland erstellt hat.

Das Organ der freiwilligen Selbstkontrolle für Public Relations verzichtet daher „explizit“ auf eine Mahnung oder eine Rüge gegenüber Monsanto beziehungsweise Bayer und beschloss die Einstellung des Verfahrens.

Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen

Die Prüfung der anonymisierten Listen durch die externe Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek habe ergeben, dass offenbar sämtliche darin enthaltenen Informationen aus öffentlich zugänglichen Quelle stammten.

Beide deutschen Monsanto-Listen – eine für Journalisten, eine für politische Akteure – umfassten „im Wesentlichen“ Informationen, die organisatorisch notwendig und legitim seien sowie der Dialogpflege und Kontaktanbahnung dienten, so die Beurteilung des PR-Rates.

Listen enthalten mehr Unterstützer als Kritiker

Entgegen der häufig verwendeten Bezeichnung „Kritiker-Listen“ enthielten die Kontaktübersichten nach Angaben des DRPR zahlenmäßig deutlich mehr Personen, die von Monsanto und Fleishman Hillard in der Glyphosat-Diskussion als freundlich gesonnen eingeschätzt wurden als solche, die dem Konzern und seinem wichtigsten Produkt, dem glyphosathaltigen „Roundup“, kritisch gegenüberstehen.

Je nach Positionierung der aufgelisteten Personen im Glyphosat-Streit sei ein Farbsystem verwendet worden. Die Kommentarspalten zu den einzelnen Akteuren enthielten „keinerlei diskriminierende Äußerungen“ oder Informationen, die eine Person unter Druck setzen könnten.

Nach Beurteilung des DRPR stellen die deutschen Monsanto-Stakeholder-Listen keinerlei Verstoß gegen die geltenden Kodizes oder Richtlinien der PR-Branche dar.

Die in Frankreich von Monsanto und seinen Agenturen geführten Stakeholder-Listen waren von der DRPR-Prüfung nicht umfasst; hier läuft noch ein Ermittlungsverfahren der Pariser Staatsanwaltschaft.

Der Deutsche Rat für Public Relations

Der DRPR ist das Organ der freiwilligen Selbstkontrolle für das Berufsfeld Public Relations in Deutschland. Er wird vom Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP), der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) und der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) getragen. Bereits im Mai 2019 hatte der PR-Rat vor „medialer Hysterie“ in Sachen Monsanto-Stakeholder-Listen gewarnt und eine sorgfältige Prüfung angekündigt.

Zuletzt sprach das Gremium wegen irreführender und wahrheitswidriger Angaben eine Mahnung gegenüber der Bundeswehr aus.

 

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