Corona-Krise: Regierung gewinnt an Vertrauen

„Edelman Trust Barometer“

Erstmals seit neun Jahren ist die Regierung die vertrauenswürdigste Institution für die Menschen in Deutschland. Das zeigt das „Edelman Trust Barometer“, für das die Netzwerkagentur Edelman zum 21. Mal das Vertrauen von mehr als 33.000 Menschen aus 28 Ländern in gesellschaftliche Institutionen untersucht hat.

Demnach ist das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Institutionen Regierung (59 Prozent, +14 Prozentpunkte), Unternehmen (54 Prozent, +6 Prozentpunkte), Medien (52 Prozent, +3 Prozentpunkte) und Nichtregierungsorganisationen (46 Prozent, +3 Prozentpunkte) im von der Corona-Pandemie geprägten Krisenjahr 2020 weiter gestiegen.

Vor allem von Januar bis Mai stieg das Vertrauen stark an – die Regierung erhielt in dieser Zeit einen Vertrauenszuwachs von 19 Prozentpunkten. Im zweiten Halbjahr nahm das Vertrauen jedoch wieder ab. Zugleich werden die Institutionen als ethischer angesehen – Unternehmen beispielsweise werden erstmals als kompetent und ethisch wahrgenommen. Als vertrauenswürdig gelten die Institutionen insgesamt jedoch nicht. Vielmehr stehen ihnen die Menschen nun neutral gegenüber.

Deutschland, das im globalen Vertrauensranking der allgemeinen Öffentlichkeit auf Platz 14 von 27 Märkten (2019: Platz 20) liegt, nimmt im weltweiten Vergleich dennoch eine Sonderstellung ein. „Das Vertrauen in die deutschen Institutionen bleibt überraschend hoch. Vor allem die Regierung und die Unternehmen haben trotz aller Herausforderungen durch die Pandemie ein positives Momentum entwickelt“, sagt Christiane Schulz, Geschäftsführerin von Edelman Deutschland. Regierung und Unternehmen müssten jedoch weiter daran arbeiten, Vertrauen zu gewinnen, damit sie langfristig profitierten und die Vertrauensblase nicht platze.

Medien mit Misstrauen konfrontiert

Die Medien, im Vorjahr für die meisten Befragten hierzulande die vertrauenswürdigste Institution, konnten ihre Glaubwürdigkeit zwar weiter ausbauen. Doch der Graben zur Bevölkerung ist weiterhin groß: 59 Prozent der Deutschen (global: 61 Prozent) kritisieren, die Medien würden nicht objektiv und überparteilich genug berichten. 42 Prozent (global: 59 Prozent) sagen gar, dass Nachrichtenorganisationen eine Ideologie oder politische Position verbreiten würden, statt zu informieren. Und 43 Prozent der Deutschen (global: 59 Prozent) meinen, dass die Medien absichtlich falsch oder übertrieben informieren würden. Auch haben Journalist:innen selbst an Vertrauen eingebüßt: Nur noch 47 Prozent der Befragten halten Medienvertreter:innen für vertrauenswürdig.

Gleichzeitig scheinen die Deutschen selbst mit Informationen recht unkritisch umzugehen. So überprüft nur jede fünfte Person hierzulande (global: 29 Prozent) eine Information, bevor sie diese weiterleitet. Das Misstrauen in die Medien und der sorglose Umgang mit potenziellen Falschinformationen ist laut Studie, in der von einer „Infodemie“ die Rede ist, weltweit ein großes Problem.

Am ehesten vertrauen die Menschen Informationen, wenn sie vom Arbeitgeber kommen (67 Prozent, global: 61 Prozent). Ihrer eigenen Unternehmensspitze traut gut die Hälfte der Deutschen (54 Prozent, global: 63 Prozent) zu, das Richtige zu tun. Daraus entspringt große Verantwortung: Nach Ansicht von 68 Prozent der Befragten solle die Wirtschaft handeln, wenn der Staat keine Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen findet. 57 Prozent sehen die Unternehmen in der Pflicht, bei Veränderungen nicht auf den Staat zu warten, sondern selbst eine Führungsrolle einzunehmen. Und 58 Prozent sind der Meinung, dass Geschäftsführende auch der Öffentlichkeit gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet sind.

„Vertrauen entsteht, wenn Ethik und Kompetenz gleichermaßen zusammenkommen. Für alle Institutionen kommt es jetzt darauf an, den Worten Taten folgen zu lassen, den Menschen Sorgen zu nehmen und Sicherheit zu geben. Dies kann der Beginn einer großen ‚Vertrauensreise‘ sein“, resümiert Schulz.

Über die Studie

Das „Edelman Trust Barometer“ ist eine jährliche Studie zu Vertrauen in Regierungen, Unternehmen, Medien und Nichtregierungsorganisationen. Die Datenerhebung erfolgt mittels 30-minütiger Online-Interviews. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 19. Oktober und 18. November 2020. Befragt wurden mehr als 33.000 Menschen in 28 Ländern. Weitere Informationen zur 21. Auflage der Studie gibt es hier.

 

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