Bye bye, Big Books!

Zum Abschied des Ikea-Katalogs

Bei Otto haben wir es schon vor zwei Jahren getan, jetzt stellt auch Ikea seinen Katalog ein. Die Gründe dafür dürften ähnlich sein und aus dem sich verändernden Kund*innenverhalten resultieren. So werden über 70 Prozent der Visits in unserem Online-Shop mittlerweile von mobilen Endgeräten generiert. Die Otto-App wurde in diesem Jahr über 5,5 Millionen Mal heruntergeladen – annähernd 800.000 Downloads verzeichneten wir allein im November. Digitalisierung in Reinform.

Trotzdem gibt es Marketing-Expert*innen, die den Ex-Katalog-Händlern ein böses Erwachen prophezeien. Weil Print Konsument*innen bekanntlich inspiriert, digital kommunizierte Angebote dagegen nicht. Zack! Verdammt, hätten wir uns doch bloß vehementer gegen die Moderne gewehrt und nicht vorschnell von altbewährten Traditionen gelassen. Doch halt! Es gibt keinen Grund der Nostalgie zu frönen.

Denn glücklicherweise hat diese viel zitierte Logik keinen negativen Einfluss auf unser kontinuierliches Wachstum in den vergangenen Jahren genommen. Und auch nicht auf das unserer Wettbewerber, von denen viele zudem bereits als Pureplayer starteten. Im Gegenteil: Online boomt! Und nur die allerwenigsten Kund*innen scheinen die dicken, mehrere hundert Seiten starken Wälzer wirklich zu vermissen. Warum sollten sie es auch? Schließlich haben sie den „Dicken“ in überwältigender Mehrheit sukzessive selbst abgeschafft, weil sie ihn immer weniger genutzt und längst zu digitalen Angeboten gegriffen haben.

Insofern werden auch die Kolleg*innen in Schweden genau analysiert haben, ob ihr Katalog noch ausreichend Kaufimpulse auslöst, oder durch alternative, besser frequentierte Marketing-Touchpoints immer schneller zu Altpapier wurde.

Kuschelig loungen mit dem Smartphone

Denn nicht nur das Einkaufen hat sich in Richtung E-Commerce verändert. Vielmehr sind Smartphones längst unsere ständigen Begleiter. Und das selbst auf dem Sofa als der naturtypischen Umgebung für gemütliches Prospektstudium! Merke: mit einem Iphone oder Android-Tablet in der Hand lässt es sich genauso kuschelig loungen wie mit einem Katalog. Obendrein sind die technischen Gadgets wesentlich praktischer zu handhaben und tragen beim Einsatz auf der Straße oder im öffentlichen Nahverkehr weit weniger unangenehm auf ….

Die digitale Transformation zwingt Handel und Industrie dazu, ihre Geschäfts- und Vertriebsmodelle an die realen Bedürfnisse ihrer Kund*innen anzupassen. Was keine neue Entwicklung ist, sondern sich im Laufe der Jahrhunderte durch die stetige Modernisierung samt Innovationsdruck ständig wiederholt. Mal mehr, mal weniger vehement. Oft entstehen dadurch sogar interessante Nischen. Aktuell beispielsweise für smartes Katalogmarketing und intelligente Printformate auf Basis moderner Technologie.

Auch wir bei Otto unterhalten noch einige schlanke Print-Produkte. Denn selbstverständlich haben die oben erwähnten Expert*innen recht, wenn sie konstatieren, dass Kataloge durchaus noch funktionieren, inspirieren und zu Käufen animieren … wenn auch nicht mehr in der Breite. Aber mithilfe von Datenprognosen können beispielsweise nicht nur Sortimentsvorlieben, sondern auch eine Affinität für Werbeformen sowie die Kaufwahrscheinlichkeit ermittelt werden. Datengetriebene Analysen und Scoringmodelle helfen den Werbetreibenden dann bei der Entscheidung, wo ein Printwerbemittel zum Einsatz kommen sollte und wo es besser eine andere Ansprache braucht.

Entsteht so vielleicht gar ein neues Kataloggeschäft wie Phönix aus der Asche? Nein, ganz bestimmt nicht. Vielmehr bestätigen Ausnahmen die Regel. Und die ist definitiv digital. Also, liebe Ikea-Kolleg*innen: herzlich willkommen im Club der Ex-Katalogversender.