33 Minuten, in denen die Welt stillstand

Und? Was haben Sie am 19. Juni gemacht? Na, Sie wissen schon – an DEM Donnerstag. DEM Vormittag im Juni, als Facebook für 33 Minuten „down“ war. Eine Katastrophe, nicht wahr? Acht Millionen Katzenbilder konnten nicht hochgeladen, 3,2 Millionen Freundschaftsanfragen nicht beantwortet und 229 Millionen Chat-Nachrichten nicht verschickt werden, das schrieb zumindest die „Bild“. Soziale Interaktion, lebensnotwendige Bestätigung durch Likes, Shares und Kommentare, blieb aus: „Sorry, something went wrong.“ Bei diesen Worten stand die Welt still. Wirklich die ganze Welt? Nein! Mein Zeigefinger weigerte sich hartnäckig und bewegte sich ausdauernd, 33 Minuten lang. Schneller und immer schneller. F5, F5, F5, F5, F5 – der ultimative Härtetest für die Tastatur und die Nerven meines Kollegen. Der sitzt keinen Meter von mir entfernt. Seine Ohropax halfen ihm nicht. Die Blicke, ich sage es Ihnen. Wahrnehmen tat ich sie jedoch nicht wirklich. Das nicht funktionierende Netzwerk hielt mich gefangen. Seit fünf Minuten war die Seite down. Ich drückte erneut F5. Immer noch nichts. Sieben Minuten. Auf etwas anderes konzentrieren? Unmöglich. Zehn Minuten: Selbst die Facebook-Apps spuckten nur die Fehlermeldung aus: „Sorry, something went wrong.“ Menno! F5, F5, F5 – nichts passierte. Nach 15 Minuten die erste Mail aus der Abteilung nebenan: „Schon gesehen? Facebook funktioniert nicht.“ Ach was! Blitzmerker! 20 Minuten. Ich drückte die F5-Taste energischer. 25 Minuten. F5, F5, F5. Der Abstand zwischen Tastatur und Finger wurde größer, die Blicke meines Kollegen aggressiver. 30 Minuten auf Entzug. Hm, in der Zeit hätte ich fünf Seiten korrigieren können. F5. Warum geht das Ding denn nicht? F5. Vielleicht sollte ich doch den Text für die Glosse … F5… F5… Minute 34: Facebook ist wieder online! ­Halleluja!

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Aus- und Weiterbildung. Das Heft können Sie hier bestellen.