Können Interviewte Fotos freigeben?

Autorisierung

Interviews mit Prominenten, Politikerinnen und Politikern und CEOs gehen meist mit einem Fotoshooting einher. Bilder werden während des Gesprächs sowie wahlweise davor oder danach aufgenommen. So läuft es bei KOM-Interviews ebenfalls. In den vergangenen dreieinhalb Jahren kam es bei KOM einmal vor, dass jemand darum bat, Fotos vor der Veröffentlichung sehen zu dürfen. Der Grund war Unsicherheit der interviewten Person, die sich mit Interviews in eigener Sache unwohl fühlte.

Einige Kommunikationschefs, die häufig CEO-Interviews begleiten, sagen, dass sie Fotos nie zur Freigabe erhalten. Anders als beim Text gebe es keine Autorisierung. Auch die Spiegel-Gruppe sagt, Fotos würden weder beim „Spiegel“ noch beim „Manager Magazin“ vorab an interviewte Personen geschickt. „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“, „Zeit“ und dpa äußern sich ähnlich.

Jede Person hat das Recht am eigenen Bild. Bei Interviews kann man davon ausgehen, dass die Fotografierten ihr Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben haben. „Ein Recht auf Freigabe gäbe es allenfalls dann, wenn das von dem Interviewten vor dem Interview ausdrücklich verlangt und zur Bedingung für das Interview gemacht wird“, sagt Claudia Gips, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht. Ihr Anwaltskollege Christian Schertz weist darauf hin, dass es Verhandlungsspielraum gibt. „Wenn eine Fotoautorisierung vereinbart ist, was insbesondere bei Prominenten oft der Fall ist“, sei eine Fotoauswahl durchaus möglich, sagt Schertz. „Ich hatte zuletzt ein Interview in eigener Sache. Da haben wir uns darauf verständigt, dass ich zehn auswählen darf, und dann die Redaktion entscheidet.“ Die interviewte Person erhält so die Gewähr, dass kein Foto erscheint, das ihr überhaupt nicht zusagt.

Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), hält wenig von Fotofreigaben: „Nein, Fotos müssen nicht autorisiert werden. Dazu gibt es auch keine Empfehlungen von uns. Wenn die Interviewten neben der Textautorisierung auch noch auf Fotofreigabe bestehen würden, lautete unsere Empfehlung an die Journalisten, dann lieber das ganze Interview abzublasen. Das wäre der berühmte Tick zu viel.“

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Medienarbeit. Das Heft können Sie hier bestellen.

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