Reverse des eigenen Selbstverständnisses
Social First bezeichnet eine strategische Ausrichtung, bei der soziale Plattformen nicht lediglich als Kanäle, sondern als Ausgangspunkt sämtlicher Markenaktivitäten dienen. Inhalte, Produkte und sogar Geschäftsmodelle werden speziell für die Logik sozialer Netzwerke entwickelt. Die Community wird zum Co-Autor der Marke, virale Mechanismen zum Treiber der Strategie.
Social First vs. Social Media: Der fundamentale Unterschied
Social First wird häufig mit einer verstärkten Nutzung sozialer Netzwerke gleichgesetzt – dabei reicht der Ansatz weit darüber hinaus:
Social Media | Social First |
Ergänzung zur Hauptkampagne | Hauptkampagne entsteht auf Social |
Reduziert auf Reichweite | Community als strategisches Asset |
Einweg-Kommunikation | Dialog als Geschäftsmodell |
Kontrollierte Botschaften | Agilität & Partizipation |
Social Media ist ein Werkzeug. Social First hingegen ist eine strategische Perspektive, die alle Unternehmensbereiche durchdringt – von der Produktentwicklung über HR bis zum Customer Service.
Die drei großen Treiber der Entwicklung:
- Von der Einweg-Kommunikation zur Community-Referenz
Algorithmen kuratieren heute, was wir sehen, kaufen und lieben. Wer nicht in Feeds, For-You-Pages oder Stories präsent ist, findet schlicht nicht statt. Die besten Marken stellen heute längst nicht mehr ihre eigenen Botschaften in den Mittelpunkt, sondern bauen Brücken zu Themen, Trends und kulturellen Gesprächen, die außerhalb ihrer eigenen Markenwelt stattfinden.
- Dezentrale Einflussnahme und Co-Creation mit Communities
Die Macht in der Markenkommunikation liegt heute nicht mehr ausschließlich bei den Unternehmen , sondern verteilt sich auf zahlreiche Communities, Creator und Subkulturen. Marken schaffen Plattformen für Austausch, Dialog und echte Teilhabe, sowohl digital als auch im echten Leben (etwa durch Events oder exklusive Community-Angebote).
- Multi-Plattform-Präsenz und Social Commerce
Die Customer Journey ist heute fragmentiert: Nutzer:innen bewegen sich parallel auf TikTok, Instagram, YouTube, LinkedIn und neuen Nischenplattformen. Marken müssen ihre Inhalte plattformgerecht aufbereiten und dort präsent sein, wo ihre Zielgruppen tatsächlich aktiv sind. Erfolgreiche Kampagnen sind crossmedial, nutzen spezifische Plattform-Mechaniken und setzen auf Interaktion, “Shoppable Content” und unmittelbare Conversion-Möglichkeiten.
Die Herausforderungen: Warum Unternehmen scheitern
Trotz der Dringlichkeit scheitern viele Marken an vier Hürden:
- Der Kontrollverlust
Social First erfordert, Macht abzugeben. Die Community, Creators oder sogar Memes nehmen Einfluss darauf, wie die Marke wahrgenommen wird. Das widerspricht traditionellen Hierarchien und fordert ein neues Verständnis von Markenführung. - Die Agilitätslücke
Während viele Marken monatelang an Kampagnen feilen, bewegt sich die Social-Media-Welt im Stunden- oder sogar im Minutentakt. Erfolgreiche Social-First-Player wie Duolingo oder Ryanair arbeiten mit Teams, die in Echtzeit auf Trends reagieren – kreativ, schnell und mit Mut zur Improvisation. - Die Silo-Falle
Social First funktioniert nicht im klassischen Marketing-Silo. Es erfordert die enge Verzahnung mit Customer Service, Produktmanagement und anderen Bereichen – und damit einen echten kulturellen Wandel im Unternehmen. - Die ROI-Frage
Virale Erfolge lassen sich kaum planen. Doch Unternehmen, die Social First ignorieren, zahlen einen hohen Preis: Relevanzverlust. In einer Welt, in der Sichtbarkeit alles ist, wird Abwarten zur unternehmerischen Hypothek.
Fazit: Vom Kanal zum Mindset
Die gute Nachricht: Noch nie war es so effizient möglich, Marken wirksam zu aktivieren – vorausgesetzt, man erkennt das Potenzial von Social Media als dynamisches Ökosystem. Hier ist die Community nicht nur Zielgruppe, sondern aktive Mitgestalterin. Wer in die strategische Markenführung investiert, schafft nicht nur Sichtbarkeit, sondern echten Mehrwert und Differenzierung. Social First heißt: maximale Relevanz durch gezielte, markenorientierte Kommunikation.
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