Jeder Dritte fühlt sich im Change schlecht informiert

Studie

Die gute Nachricht zuerst: Mitarbeitende aus großen Unternehmen zeigen sich überwiegend zufrieden mit der internen Kommunikation ihrer Arbeitgeber. Das zeigt eine Befragung unter mehr als 1.400 Beschäftigten aus dem deutschsprachigen Raum, darunter 1.067 aus Deutschland, die der Dienstleister Staffbase gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Yougov im Februar durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Studie „Employee Communication Impact Study“ veröffentlicht.

Über 70 Prozent der Befragten bewerten die interne Kommunikation demnach als gut (35 Prozent), sehr gut (25 Prozent) oder ausgezeichnet (13 Prozent). Gleichzeitig geben mehr als ein Viertel der Beschäftigten an, die Qualität der Kommunikation sei nur mittelmäßig oder schlecht. Unter Non-Desk-Mitarbeitenden – ein Viertel der Befragten – steigt dieser Wert sogar auf 34 Prozent.

Die meisten Befragten zeigen sich zufrieden mit der internen Kommunikation ihres Arbeitgebers. © Staffbase

Die meisten Befragten zeigen sich zufrieden mit der internen Kommunikation ihres Arbeitgebers. © Staffbase

Wunsch nach Klarheit

Die Studie macht deutlich, dass klare Kommunikation sich auf die Zufriedenheit der Beschäftigten auswirkt. Ist den Befragten die Kommunikation zur Vision und Strategie des Unternehmens sehr klar, so schreiben die Autoren, berichten 85 Prozent in dieser Gruppe, dass sie mit ihrer Arbeit sehr oder eher zufrieden sind. Dieser Wert liegt demnach deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 65 Prozent – und ist mehr als dreimal so hoch wie bei denjenigen, die die Kommunikation als sehr unklar empfinden (24 Prozent).

Klarheit wünschen sich die Befragten auch bei der Change-Kommunikation. Jeder Dritte fühlt sich nicht gut über die Gründe hinter jüngsten Veränderungen im Unternehmen informiert. Ganze 22 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich oft oder fast immer von wichtigen Informationen über Veränderungen im Unternehmen ausgeschlossen fühlen.


Lesen Sie auch:


In der Krise scheinen Unternehmen besser zu kommunizieren. Über die Hälfte (51 Prozent) der Befragten bewerten die Krisenkommunikation ihrer Arbeitgeber als ausgezeichnet oder gut. Nur 17 Prozent sind unzufrieden. Allerdings zeigen sich unter den Non-Desk-Mitarbeitenden nur 35 Prozent der Befragten zufrieden, 28 Prozent stufen die Krisenkommunikation ihres Unternehmens als schlecht oder sehr schlecht ein. Neun Prozent aller Befragten konnten nicht sagen, wie sie in der Regel über Krisen informiert werden.

In der Krise wollen die Mitarbeitenden vor allem über leicht zugängliche Kanäle informiert werden, etwa über digitale Info-Screens auf dem Betriebsgelände, Firmen-Newsletter, die Mitarbeiter-App oder das Intranet. Auch die SMS wird als ein relevanter Kanal genannt.

Direkte Führungskraft mit größtem Einfluss

Die meisten Nachrichten und Informationen über ihr Unternehmen erhalten Mitarbeitende grundsätzlich von ihrer direkten Führungskraft (50 Prozent), von Kollegen (45 Prozent), aus dem Intranet (45 Prozent) oder E-Mails und Memos der Geschäftsleitung (43 Prozent). Andere digitale interne Kommunikationskanäle landen weiter hinten auf der Liste: Firmen-Newsletter (19 Prozent), Mitarbeiter-Apps (16 Prozent) und digitale Info-Screens (5 Prozent).

Das größte Vertrauen bringen sie dabei dem Intranet (56 Prozent) und ihrer direkten Führungskraft (56 Prozent) entgegen. Auch E-Mails und Memos der Geschäftsführung (53 Prozent), Firmen-Newsletter (45 Prozent), Mitarbeiter-Apps (42 Prozent) und Kollaborationstools (42 Prozent) erhalten hohe Vertrauenswerte. Wer eine Mitarbeiter-App als Hauptkanal nutzt, vertraut diesem den Angaben zufolge am meisten (59 Prozent), noch vor der direkten Führungskraft (49 Prozent).

In Deutschland fühlen sich 58 Prozent der Mitarbeitenden von ihren Vorgesetzten gut oder sehr gut auf dem Laufenden gehalten (Österreich und Schweiz jeweils 66 Prozent). Den Studienautoren zufolge steigt die allgemeine Jobzufriedenheit merklich, je höher die Frequenz der Kommunikation von der Führungsebene ist.

Dabei fühlen sich Non-Desk-Mitarbeitende allerdings schlechter informiert als ihre Schreibtisch-Kollegen. Jeweils sechs Prozent der Non-Desk-Mitarbeitenden geben an, nie oder nur jährlich Kommunikation von der Unternehmensführung zu erhalten. Zusätzlich können 13 Prozent keine Angabe dazu machen, wie oft sie von der Unternehmensführung informiert werden.

Kommunikation als Wohlfühlfaktor

Neben dem Gehalt und das Verhältnis zum Vorgesetzten ist der Studie zufolge schlechte Kommunikation ein Kündigungsgrund. 70 Prozent der Befragten, die über einen Jobwechsel nachdenken, halten Kommunikation für einen Faktor, 41 Prozent davon für einen wichtigen. Zum Vergleich: Das Gehalt ist für 74 Prozent der Befragten ein Grund, für 47 Prozent ein bedeutender.

Schlechte interne Kommunikation wird als einer der drei wichtigsten Gründe für einen Jobwechsel genannt. © Staffbase

Schlechte interne Kommunikation wird als einer der drei wichtigsten Gründe für einen Jobwechsel genannt. © Staffbase

Schlechte Kommunikation wird deutlich häufiger als Kündigungsgrund genannt als etwa unzureichender Urlaub, mangelnde persönliche Sicherheit oder die gesellschaftspolitische Haltung des Unternehmens.

Mitarbeitende, die zufrieden sind mit der internen Kommunikation, fühlen sich eher dem Unternehmen verbunden – sie fühlen sich stärker eingebunden, also weniger einsam, und denken weniger über einen Jobwechsel nach. Allerdings gibt fast jeder vierte Befragte an, Sorgen der Mitarbeitenden würden selten oder gar nicht angesprochen.

„In der Krise haben viele Unternehmen gezeigt, was gute Kommunikation leisten kann. Jetzt geht es darum, diese Stärke in den Alltag zu bringen“, sagte Juliane Kiesenbauer, General Manager DACH bei Staffbase. Tools, Prozesse und Führungskompetenzen müssten stärker auf die gesamte Belegschaft ausgerichtet werden, „unabhängig von Rolle, Standort oder Zugang zum Schreibtisch“.