Die Globalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten die Weltwirtschaft tiefgreifend verändert. Unternehmen expandieren zunehmend international, um neue Märkte zu erschließen und Wachstumspotenziale zu nutzen. Neben wirtschaftlichen Chancen bringt so ein Schritt auch kommunikative Herausforderungen mit sich.
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Um die Zusammenarbeit zwischen internationalen Teams zu fördern, Missverständnisse zu vermeiden und vor allem die Unternehmenskultur zu teilen und zu bewahren, sind einige Anstrengungen nötig. Findet die Internationalisierung im Rahmen eines M&A-Prozesses statt, prallen zusätzlich auch noch unterschiedliche Firmenkulturen aufeinander.
Sprachbarrieren sind ein offensichtliches Thema, das zu Missverständnissen führen kann. Unterschiedliche Zeitzonen erfordern flexible Kommunikationszeiten. Kulturelle Unterschiede, Werte, Religion, Mentalitäten können ebenfalls herausfordern, da Kommunikationsstile, Hierarchien und Entscheidungsprozesse voneinander abweichen. Genauso technische Probleme, wie unterschiedliche Standards für digitale Kommunikation oder eingeschränkter Zugang zu bestimmten Technologien in einigen Ländern, können Hürden darstellen.
In die Stärke der Unterschiede vertrauen
Was aber machen erfolgreiche, international aufgestellte Unternehmen richtig? Wir haben einige Beispiele verglichen. Und es zeigt sich, dass starke Werte der „Mutterkultur“ hilfreich, durchaus übertragbar und im Idealfall die Richtschnur für lokale Freiheiten sind.
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Freiheiten in dem Sinne, dass verantwortliche Kommunikator*innen und HR-Profis auf Basis der Besonderheiten vor Ort entscheiden, was für ihre Mitarbeitenden funktioniert, und Content entsprechend anpassen können und sollen. Ein prominentes Beispiel ist ein internationales Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie, dessen Kommunikation dem Motto „Freedom within a Framework“ folgt. Ein Satz, der das Erfolgsrezept perfekt auf den Punkt bringt.
Routinen und Maßnahmen
Um die Freiheit im Sinne des Unternehmens zu nutzen, braucht es natürlich mehr als einen Slogan, nämlich Routinen und Maßnahmen, die eine starke internationale Unternehmenskultur ermöglichen und fördern. Dazu gehören aus unserer Erfahrung die folgenden:
1. Ein Leitbild entwickeln
Ein starkes Leitbild ist in jedem erfolgreichen Unternehmen die Basis für große Veränderungen und wäre das oben zitierte „Framework“. Auch im Zuge einer Internationalisierung ist ein starkes Leitbild absolut relevant. Diese kann aber genauso eine Chance sein, dies in einem gemeinsamen Prozess (neu) zu erarbeiten.
2. Lokale Führungskräfte einbeziehen
Lokale Führungskräfte kennen die kulturellen und kommunikativen Besonderheiten ihrer Teams und ihres Marktes am besten. Werden sie aktiv einbezogen, können sie als Brücke zwischen der Zentrale und den internationalen Niederlassungen dienen und sicherstellen, dass die Unternehmenskommunikation konsistent bleibt.
3. Guidelines formulieren
Einheitliche und klare Kommunikations- und Führungsguidelines helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Diese Richtlinien sollten sowohl die formelle als auch die informelle Kommunikation abdecken und regelmäßig auf ihren Sinn und die Einhaltung der gemeinsamen Werte überprüft werden.
4. Tools und Plattformen einführen
Moderne lokale (beispielsweise Townhalls) und auch globale (beispielsweise weltweites Intranet) Kommunikations-Tools und -Plattformen, die auf die Bedürfnisse internationaler Teams zugeschnitten sind, erleichtern den Austausch und die Zusammenarbeit – vorausgesetzt, alle Nutzer*innen können damit umgehen. Dieser Change muss mitgedacht werden.
5. Weiterbildung anbieten
Um international kommunizieren zu können, muss auch das Skillset der Mitarbeitenden erweitert werden. Das kann Sprachen betreffen, die Interaktion innerhalb kultureller Unterschiede oder den Umgang mit Technik und Tools.
6. Miteinander kommunizieren!
Offene Kommunikationskanäle (ohne Silos und künstliche Gruppendynamiken) und regelmäßige Feedbackschleifen innerhalb von HR und Kommunikation fördern das Verständnis und den Austausch zwischen den Teams. So werden Vertrauen und die Zusammenarbeit auf globaler Ebene gestärkt.
Die internationale Kommunikation ist sicherlich eine Königsdisziplin für Kommunikateure und erfordert viel Einsatz, ein gutes Netzwerk über alle Standorte hinweg und den unbedingten Willen, einen Rahmen zu schaffen, der global funktioniert und dann lokal verankert ist. Dieser muss kulturelle Unterschiede respektieren, ohne die Grundwerte des Unternehmens zu vernachlässigen. Wer die Anstrengungen unternimmt, um eine starke, einheitliche Unternehmenskultur zu fördern, schafft die Grundlage für nachhaltigen internationalen Erfolg der gesamten Organisation.