Oliver Erb ist Kommunikationsmanager bei dem Energiekonzern EnBW, wo er KI-gestützte Lösungen für die Unternehmenskommunikation entwickelt und programmiert. Er hält auch Vorträge und ist Autor des Praxishandbuchs „ChatGPT in PR, Social Media und Employer Branding: So gelingt der Einstieg in die KI-gestützte Unternehmenskommunikation“.
Hier stellt er fünf Tools vor, die er häufig nutzt – und sagt, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
ChatGPT
Dafür setze ich es ein: ChatGPT ist mein täglicher Helfer in der Kommunikationsarbeit. Ich habe dafür über 20 spezialisierte „KI-Apps“ (genauer: Custom GPTs) entwickelt – sie helfen mir beim Schreiben, Redigieren, Recherchieren oder bei der Auswertung von Daten. Über ein EnBW-eigenes KI-System greife ich auf die Fähigkeiten von ChatGPT zu, habe aber auch andere Sprachmodelle wie Claude oder Gemini zur Verfügung.
Das ist gut: Eigene Dokumente lassen sich direkt anbinden, sodass ChatGPT für spezielle Aufgaben auf Expert*innenwissen zurückgreifen kann, etwa ganze Wissensdatenbanken oder Word-Dateien mit Textbeispielen. Die Ergebnisse werden kontinuierlich besser – viele Antworten kommen der „perfekten Lösung“ schon erstaunlich nahe.
Das nervt: ChatGPT entwickelt sich rasend schnell, man verliert so langsam den Überblick über die verschiedenen Modelle: 4o, 4.1, 4.5, o3, o4, o4 mini, 4o mini. Dabei würde mehr Klarheit Nutzern helfen, öfter ressourcenschonende Modelle zu nutzen.
Das kostet es: 20 US-Dollar im Monat für private Nutzer, 29 Euro pro Monat im Teams-Account für die geschäftliche Nutzung.
DeepL
Dafür setze ich es ein: Früher war DeepL ein reiner Übersetzer, heute ist es ein großartiges Tool zur Textüberarbeitung.
Das ist gut: Das Tool bietet eine hervorragende Rechtschreib- und Grammatikprüfung, intelligente Wortvorschläge im richtigen Kontext und Vorschläge für sinnvolle Satzumstellungen – ideal für den Feinschliff.
Das nervt: Fachbegriffe werden gerne „korrigiert“, selbst wenn sie bewusst gesetzt wurden. Emojis verschwinden gerne beim Überarbeiten, was vor allem Social-Media-Texte betrifft.
Das kostet es: Für kurze Texte reicht die kostenlose Version. Die Pro-Version startet ab 7,49 Euro im Monat.
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Perplexity
Dafür setze ich es ein: Perplexity ist mein Recherche-Assistent – es liefert schnelle Antworten samt Quellenangabe.
Das ist gut: Besonders im Deep-Research-Modus entstehen fundierte, fast wissenschaftliche Texte. Perplexity beantwortet nahezu jede Frage, und der Output lässt sich flexibel anpassen, beispielsweise als leicht verständlicher Einzeiler. Eigene Dokumente können integriert werden, um die KI als persönliche Wissensdatenbank zu nutzen (sofern datenschutzkonform).
Das nervt: Auch hier können Fehler oder Fehlinformationen vorkommen – gesunder Zweifel ist Pflicht.
Das kostet es: Kostenlos für den gelegentlichen Gebrauch. Die Pro-Version kostet 20 US-Dollar pro Monat respektive 16,67 US-Dollar bei jährlicher Zahlungsweise.
Midjourney
Dafür setze ich es ein: Midjourney bietet KI-basierte Bildgenerierung und ersetzt bei mir inzwischen oft Stockfotos.
Das ist gut: Das Tool liefert faszinierend fotorealistische Ergebnisse. Die Bedienung wird stetig nutzerfreundlicher. Wenn ich eine Bildidee habe, kann Midjourney sie üblicherweise umsetzen. Auch Bildbearbeitungen sind möglich, so kann ich etwa Bildgrößen verändern – nicht, indem ich etwas wegschneide, sondern indem die KI etwas hinzufügt.
Das nervt: Ohne guten Prompt geht wenig – das erfordert Lernbereitschaft und einiges an Trial-and-Error. KI-Bildgenerierung ist noch keine exakte Wissenschaft.
Das kostet es: Ab 8 US-Dollar pro Monat bei jährlicher, 10 Dollar bei monatlicher Zahlungsweise. Für größere Unternehmen beginnt die Nutzung bei 60 US-Dollar (48 US-Dollar bei jährlicher Zahlungsweise). Wer sein Werk nicht öffentlich verfügbar machen möchte, sollte eine Version mit „Stealth Mode“ wählen. Kostenpunkt: Mindestens 60 US-Dollar (48 US-Dollar) im Monat.
fal.ai
Dafür setze ich es ein: fal.ai ist eine Plattform zur Nutzung verschiedenster generativer KI-Modelle – von Bild und Video bis hin zu Audio und Stimme.
Das ist gut: Das Tool ermöglicht unkomplizierte Experimente mit neuen KI-Modellen, ohne gleich ein Abo bei jedem Anbieter abschließen zu müssen. Gut geeignet, um einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik zu bekommen.
Das nervt: Die Plattform richtet sich eher an technikaffine Nutzer – Benutzerfreundlichkeit steht nicht gerade im Fokus. Zudem ist die Modell-Auswahl groß, aber bietet auch nicht alles.
Das kostet es: Die Abrechnung erfolgt über Credits, die je nach verbrauchter Rechenleistung eingelöst werden.
Mehr Tipps im Umgang mit generativer künstlicher Intelligenz finden Sie in der Reihe How-to GenAI.