Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es. Zahlreiche Studien haben einen sogenannten Picture Superiority Effect nachgewiesen: Im Vergleich zu Texten hinterlassen Bilder eher einen bleibenden Eindruck. In der Kommunikation ist es nützlich, Bilder einzusetzen – zumindest aber bildhafte Sprache.
Das Meme ist die Königsdisziplin
Die Königsdisziplin der Bilder ist in Zeiten des Internets längst nicht mehr das kunstvoll inszenierte Foto, sondern das Meme. Wenn die Inszenierung das Florett ist, ist das Meme der Morgenstern. Eine sorgsam komponierte Szene weckt Assoziationen in uns und wir erkennen die Botschaft. Das Meme aber packt uns auch emotional – oft auf Wegen, die wir nicht erklären können. Wer weltberühmte Memes wie den Doge-Hund oder den 60er-Jahre-Batman passend in eigene Kontexte einbettet und mit lustigen Botschaften untertitelt, stellt seine popkulturelle Geländegängigkeit unter Beweis und erobert die Instagram-Herzen.
Doch dafür brauchte man bisher viele Arbeitsschritte. Und für die vielen Arbeitsschritte jemanden, der das nötige Handwerk beherrscht. Es musste das richtige Foto ausgewählt werden, das „exploitable“ war, also sich leicht samplen, abändern und mit eigenen Botschaften versehen ließ. Aus professioneller Sicht mussten die Bildrechte geklärt sein. Schon hier stiegen viele lieber aus.
Doch es geht noch weiter: Das Bild musste mit Tools wie Photoshop bearbeitet und collagiert werden. Am Ende kam noch platt der Text irgendwohin. Fertig war das Bild – meist viel zu spät. Denn gute Memes sind immer auch schnell.
Künstliche Intelligenz löst alle diese Probleme auf einmal. KI-generierte Bilder sind urheberrechtsfrei, weil Computer keine Urheber sein können. Die Nutzungsrechte liegen bei den Anwendern. Die Bilder sind schnell verfügbar, weil man mit einem Prompt einfach beschreiben kann, was man will. KI ist jetzt auch in der Lage, in generierten Bildern Text zu schreiben: auf virtuelle Fahnen, auf T-Shirts, auf Schilder oder in die Wolken.
Weitere Beiträge zum Thema KI:
Bildmodell made in Germany
Möglich macht das ein neues Modell aus Deutschland. Es heißt „Flux“ und wurde im Schwarzwald entwickelt. Seitdem versetzt es die Szene in Aufruhr. Denn Flux macht, was man ihm sagt. Das deutsche Bildmodell setzt neue Maßstäbe darin, Vorgaben einzuhalten und Schrift zu setzen.
Nehmen wir an: Sie wollen eine surreale Fotografie eines Flusses, der aus einem Ölgemälde an einer Wohnzimmerwand austritt und sich über eine Couch und den Holzboden ergießt. In der Pfütze auf dem Boden bilden weißer Schaum und Blasen sichtbar die Worte „Krass, oder?“. Das Gemälde zeigt einen ruhigen Fluss zwischen Bergen, ein Schiff, das sanft im Wasser dümpelt und in das Wohnzimmer einläuft. Der Rand des Flusses schwappt auf den Holzboden und lässt die Welt der Kunst mit der Realität verschmelzen. Das Wohnzimmer ist mit geschmackvollen Möbeln und einer warmen, einladenden Atmosphäre ausgestattet.
Die KI kann nicht nur einen Prompt in ein Bild verwandeln, sondern auch Text in das generierte Bild schreiben. © erstellt mit Flux
Nutzen Sie den vorhergehenden Absatz als Prompt und heraus kommt etwas Ähnliches wie bei dem oben gezeigten Bild. Das hat allerdings seinen Preis. Flux ist ressourcenhungrig. Ihre Grafikkarte sollte 16 oder besser noch 24 Gigabyte Speicher haben. Am einfachsten lässt sich Flux auf Ihrem Gerät kostenlos mit Pinokio ausführen. Sie müssen nichts konfigurieren. Alternativ mieten Sie sich Rechenpower. Seiten wie Replicate haben Flux vorkonfiguriert. Mit dem leistungsfähigsten Modell Flux.Pro bekommen Sie dort für einen Dollar 18 Bilder, mit dem schnellsten Modell Flux.Schnell 333.
Wenn Sie keine Memes verfremden wollen, müssen Sie selbst auf die Motive kommen. Lassen Sie sich also etwas einfallen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Brands. Das Heft können Sie hier bestellen.