Wer ein Familienunternehmen führt, trägt Verantwortung auf vielfältige Weise: wirtschaftlich, gesellschaftlich – und für die Eigentümerfamilie. Die Unternehmerfamilie steht dabei oft im Zentrum: als prägende Kraft, als sichtbare Akteurin oder als stille Instanz im Hintergrund. Ihre Rolle ist mitentscheidend – für die Identität des Unternehmens, für dessen Stabilität und für seine Wirkung nach außen.
In diesem Spannungsfeld wird Kommunikation zur Führungsaufgabe. Sie hilft, Erwartungen zu klären, Konflikte einzuhegen, Orientierung zu geben – innerhalb der Familie und im Unternehmen. Und sie bewahrt, was Familienunternehmen stark macht: Vertrauen.
Kapitalpartner einbinden – ohne die Rolle der Familie zu verlieren
Wachstum, Digitalisierung, Globalisierung – viele Familienunternehmen brauchen zusätzliches Kapital, um zukunftsfähig zu bleiben. Deshalb prüfen viele die Beteiligung externer Investoren oder gar einen Börsengang. Für Unternehmerfamilien ist dies jedoch mehr als eine betriebswirtschaftliche Entscheidung: Es geht um Einfluss, Identität – und um die Frage, was den Charakter des Familienunternehmens künftig ausmacht.
Was ist kommunikativ zu beachten?
- Ein klares Zielbild und ein glaubwürdiges Narrativ entwickeln: Warum dieser Schritt? Was verändert sich – und was bleibt? Wie ist die Position der Eigentümerfamilie?
- Die Rolle der Familie definieren: Bleibt sie aktiv in der Führung? Zieht sie sich zurück? Wer spricht wofür? Klare Aufgaben und Kommunikationsbefugnisse schaffen Sicherheit – intern wie extern.
- Kulturelle Unterschiede antizipieren: Externe Investoren und Familiengesellschafter mögen die gleichen strategischen Interessen und wirtschaftlichen Ziele haben. Doch kulturell – und auch in ihrem Kommunikationsverhalten – ticken sie oft unterschiedlich. Gerade eine stärkere Ausrichtung auf den Kapitalmarkt oder ein verändertes Managementverständnis kann zu einem Transformationsbedarf führen, der adressiert und kommunikativ begleitet werden muss – unter Berücksichtigung oder auch Adjustierung von bisher prägenden familiären Werten.
- Sichtbarkeit steuern: Auch Familienmitglieder ohne operative Funktion können unter Erklärungsdruck geraten, wenn sich Eigentümerstrukturen im Unternehmen ändern. Eine richtig geplante Kommunikation bezieht sie ein, sensibilisiert sie und unterstützt sie. Ziel ist es, Veränderungen aktiv mitzugestalten – mit einer Kommunikation, die Orientierung bietet und Anschlussfähigkeit schafft.
Nachfolge gestalten – im Dreiklang von Vertrauen, Identität und Klarheit
Die Übergabe der Führungsverantwortung an die nächste Generation oder auch an einen Familienfremden ist eine der sensibelsten Aufgaben in einem Familienunternehmen. Sie betrifft nicht nur die Organisation – sondern die Familie selbst. Denn Nachfolge ist nie nur eine Strukturfrage, sondern immer auch ein emotionaler Aushandlungsprozess: Wer übernimmt Verantwortung? Wer gibt ab? Und wie bleibt das Familiäre erhalten, ohne die Zukunft zu blockieren?
Was sollten Unternehmerfamilien berücksichtigen?
- Veränderung einordnen: Nachfolge braucht eine stimmige Erzählung – von Herkunft, Gegenwart und Zukunft. Sie verbindet Kontinuität mit Erneuerung.
- Klarheit schaffen: Wer übernimmt welche Rolle? Welche Verantwortung bleibt bei der scheidenden Generation? Kommunikation muss Positionen klären – und Erwartungen steuern.
- Führungspersönlichkeit positionieren: Die neue Spitze – ob familienintern oder extern – braucht Rückhalt und ein eigenes Profil. Kommunikation hilft, diesen Rollenwechsel sichtbar und anschlussfähig zu gestalten.
- Familiären Zusammenhalt sichern: Mitunter brechen in der Nachfolge unausgesprochene Konflikte auf. Kommunikation kann diese nicht zwingend lösen, aber moderieren.
Wer den Übergang kommunikativ vorbereitet, schützt nicht nur das Unternehmen – sondern auch den inneren Zusammenhalt der Familie.
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Öffentlichkeit zulassen – ohne den familiären Kern preiszugeben
In Phasen von Transformation, Restrukturierung oder Krisen geraten Familienunternehmen unter besonderen Rechtfertigungsdruck – häufig auch die Unternehmerfamilien selbst. Die Öffentlichkeit macht oftmals keinen Unterschied zwischen Firma und Familie – insbesondere am Stammsitz oder in langjährigen Beziehungsgeflechten.
Was ist dabei entscheidend?
- Familienmitglieder schützen: Auch ohne operative Rolle stehen Angehörige plötzlich im Fokus. Kommunikation muss potenzielle Angriffspunkte erkennen und klare Grenzen ziehen.
- Haltung zeigen, Verantwortung erklären: Von Unternehmerfamilien wird mehr erwartet als Effizienz – etwa soziale Verantwortung, regionale Verbundenheit, menschliche Nähe. Kommunikation muss diese Erwartungen aufnehmen und die eigenen Positionen glaubwürdig erklären.
- Privatheit und Öffentlichkeit balancieren: Nicht jedes Familienmitglied sollte öffentlich sprechen – aber auch Schweigen braucht Strategie. Es gilt, klare Rollen zu definieren und kommunikative Regeln abzustimmen.
- Gerade in herausfordernden Zeiten zeigt sich: Wer als Familie mit einer Stimme spricht, bleibt auch dann souverän, wenn der Druck steigt.
Kommunikation als Führungsinstrument der Familie
Was wir aus der Begleitung zahlreicher Unternehmerfamilien gelernt haben: Kommunikation löst nicht alle Probleme. Aber sie schützt Reputation, wo Vertrauen brüchig wird. Sie stärkt Führung, wo Orientierung fehlt. Und sie gibt Unternehmerfamilien die Chance, ihre spezifische Stärke auch kommunikativ zu zeigen: langfristiges Denken, wertebasiertes Handeln, Verantwortung über Generationen hinweg.
Dabei geht es nicht um Inszenierung, sondern um Integrität. Nicht um Kontrolle um jeden Preis, sondern um Steuerung mit Augenmaß. Gute Kommunikation trifft den richtigen Ton: zurückhaltend in sensiblen Momenten, klar in entscheidenden Fragen, entschlossen, wenn Führung gefragt ist – und verbindend, wenn es auf Zusammenhalt ankommt.
Und sie endet nicht, wenn eine Krise überwunden oder die Nachfolge geregelt ist. Kommunikation sollte immer mitgedacht werden:
- bei strategischen Weichenstellungen,
- bei Veränderungen in Führung und Eigentum,
- bei internen Spannungen,
- bei wachsender öffentlicher Aufmerksamkeit.
Denn nur so gelingt, was Familienunternehmen ausmacht: Verantwortung zu tragen – über Generationen hinweg. Und dabei das Vertrauen zu bewahren, auf dem alles aufbaut.