Wer gefunden werden wollte, optimierte seine Website bisher für den Google-Algorithmus. SEO lautet das Stichwort. Doch jetzt mischt ein Herausforderer die Karten neu: Perplexity AI. Das Tool revolutioniert die Art, wie wir Informationen finden.
Wir haben uns so sehr an Suchmaschinen gewöhnt, dass wir fast vergessen haben, was eine Internetsuche eigentlich ist: eine Frage. Wir wurden stattdessen darauf trainiert, Keywords und Operatoren zu verwenden, um möglichst präzise Ergebnisse zu bekommen, die wir natürlich trotzdem durchforsten müssen.
KI-Suchen wie Perplexity oder You.com kehren diesen Prozess um. Statt einfach eine Liste von Links auszugeben, analysieren die Tools die Ergebnisse, bewerten ihre Relevanz und formulieren direkt eine Antwort. Die KI sucht nicht nur. Sie denkt mit. Wenn ich wissen will, wer „US-Kanzler“ ist, erkennt Perplexity, dass ich damit wohl den US-Präsidenten meine – und beantwortet mir diese Frage.
Wer steuern möchte, welche Art von Quellen für die Antwort verwendet werden, kann mit dem Focus-Filter gezielt etwa wissenschaftliche Artikel, Videos oder Nutzerforen durchsuchen. Außerdem kann man nicht nur mit der hauseigenen KI arbeiten, sondern hat Zugriff auf verschiedene Modelle wie GPT-4.1 oder Claude – mit jeweils eigenen Stärken und Schwächen.
Besonders spannend ist Perplexity für Kommunikationsprofis, die regelmäßig Informationen sammeln, prüfen oder aufbereiten müssen. Statt mühsam News-Websites zu durchkämmen, lassen sich mit gezielten Anfragen strukturierte Zusammenfassungen aktueller Ereignisse abrufen – ein echter Gewinn für das Pressemonitoring. Gleichzeitig ermöglicht das Tool ein schnelles Fact-Checking. Ein Newsletter lässt sich einfach auf Fehler prüfen: „Hier ist der Text unseres Newsletters. Prüfe den Text auf Rechtschreibfehler. Habe ich alle Namen und Positionsbezeichnungen korrekt geschrieben?“
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Seit Kurzem bietet Perplexity mit „Tiefe Forschung“ eine Funktion, die eigenständig umfangreiche Recherchen durchführt und daraus strukturierte Berichte erstellt. Das spart Zeit und hebt die Recherchequalität auf ein neues Niveau – besonders für professionelle Nutzer.
Perplexity belegt seine Texte grundsätzlich durch Fußnoten. Das läuft allerdings nicht immer fehlerfrei. Dass eine Fußnote zu einer Quelle führt, die den fraglichen Satz inhaltlich gar nicht belegt, kommt leider nicht selten vor. Auch andere Schwächen muss man im Hinterkopf behalten. Modelle wie Claude arbeiten für Perplexity mit deutlich kleinerem Gedächtnis als beim direkten Einsatz über den Hersteller Anthropic. Bei längeren Recherchen kann das problematisch werden.
Quellenangaben nicht immer korrekt
In laufenden Konversationen verliert die KI gelegentlich den Zusammenhang. Folgeanfragen müssen oft ausführlicher formuliert werden, um relevante Antworten zu erhalten. Dazu sind Quellenangaben nicht immer korrekt, aktuell oder relevant. Viele Qualitätstexte sind für Perplexity unerreichbar hinter einer Paywall.
Trotzdem lohnt es sich, Perplexity im Auge zu behalten. Denn auch neueste Entwicklungen bauen die Entwickler unmittelbar ein. Das laute Denken („Der Nutzer möchte Folgendes, was mache ich jetzt …?“), mit dem das chinesische Modell Deepseek R1 beeindruckend hochwertige Antworten auch auf schwierige Fragen liefert, beherrscht Perplexity jetzt auch. Dazu haben die Amerikaner dem chinesischen Modell die kommunistische Brille abtrainiert und ihr ideologiefreies Modell sogar frei verfügbar hochgeladen. Auch das Denkmodell „o3-mini“ der Konkurrenz von OpenAI kann man bei Perplexity auswählen.
Ist SEO also am Ende? Nein. Aber es verändert sich. Auch Google setzt inzwischen auf KI-gestützte Suchfunktionen wie „AI Overviews“ und experimentiert mit einem „AI Mode“, der direkt Zusammenfassungen liefert. Die klassische Linkliste verliert dadurch weiter an Bedeutung.
Wer als Quelle für intelligente Suchmaschinen in Frage kommen möchte, sollte hochwertige Texte schreiben und sie gut gliedern. Seiten mit klaren Überschriften, durchdachten Listen und Antworten auf häufig gestellte Fragen lesen KI-Bots gerne und verwenden sie für ihre Texte. Websites profitieren auch, wenn seriöse Nachrichtenseiten oder Wikipedia auf sie verlinken.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe #Strategie. Das Heft können Sie hier bestellen.