Während die Auflagenzahl bei den gedruckten Tageszeitungen in Deutschland weiter zurückgeht, steigt die E-Paper-Auflage im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent. Mit den Bemühungen, Print-Abonnenten auf E-Paper umzulegen, wird sich dieser Trend wahrscheinlich fortsetzen. Gegenüber anderen digitalen Abo-Modellen erzielen E-Paper höhere Verkaufserlöse, gleichzeitig können damit Papier-, Druck- und Lieferkosten eingespart werden.
Der Digital News Report 2025 – in Auftrag gegeben durch das Reuters Institute for the Study of Journalism – beleuchtet, wie Nachrichten weltweit konsumiert werden. Die aktuelle Studie führte YouGov im Rahmen einer Online-Befragung von Mitte Januar bis Ende Februar 2025 durch. Die Stichprobengröße für Deutschland beträgt 2.047. Insgesamt haben über 100.000 Personen aus 48 Staaten an dieser Studie teilgenommen. Neben 25 Ländern in Europa wurden elf im asiatisch-pazifischen Raum, acht in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie vier in Afrika in die Auswertung einbezogen.
Neue Geschäftsmodelle für Medien
Neben E-Paper gibt es weitere erfolgversprechende Geschäftsmodelle am deutschen Medienmarkt. „Die Zeit“ hat einen Podcast-Aboservice ins Leben gerufen, der mit einem Abo den Zugriff auf alle Paid-Podcasts ihrer Medienmarken ermöglicht. Für digitale Abonnenten sind diese im Abo inbegriffen. Lediglich 13 Prozent der Befragten zahlen für Online-News.
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten stehen vor tiefgreifenden Reformen, die unter anderem weniger Programme und ein vereinfachtes Finanzierungsmodell vorsehen. Eine Maßnahme, um die Bindung der Zuschauer an die Nachrichtensendungen zu erhöhen, ist die Einführung von Nachrichten in Einfacher Sprache und ein stärkerer Fokus auf positive Nachrichten, wie es die ARD-„Tagesschau“ vormacht.
Für den Einsatz von KI-Technologien hat der Presserat eine neue Sektion mit ethischen Richtlinien eingeführt. Demnach liegt die redaktionelle Verantwortung stets bei den Herausgebern, unabhängig davon, wie die Inhalte erstellt wurden. KI-generierte Texte müssen noch nicht als solche gekennzeichnet werden.
Zunahme an Hassreden gegen Journalisten
Im letzten Jahr verzeichnete der Presserat eine Rekordzahl an Verstößen gegen den Pressekodex und erteilte insgesamt 86 Rügen. Im Vorjahr waren es noch 73. Viele der
Beschwerden im vergangenen Jahr standen im Zusammenhang mit Berichten über Terroranschläge in Deutschland sowie mit der Berichterstattung über den
Nahostkonflikt; mehrere Medien wurden wegen Falschinformationen oder unethischer Berichterstattung verwarnt. Laut Reporter ohne Grenzen gibt es eine Zunahme an gewalttätigen Angriffen und Online-Hassreden gegen Journalisten, die über den Nahostkonflikt in Deutschland berichten.
Die wöchentliche Reichweite von Fernsehen, Online und Social Media als Nachrichtenquellen ist über die letzten Jahre insgesamt stabil geblieben. Die Nutzung von Print als Newsquelle hat hingegen weiter abgenommen und liegt nun bei 19 Prozent (2013 waren es noch 63 Prozent).
Das Vertrauen in Nachrichten bleibt mit 45 Prozent stabil, liegt aber noch immer deutlich unter dem Höchststand aus dem Jahr 2021 zur Zeit der Corona-Pandemie.
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Medienmarken im Vergleich
Unter den untersuchten Medienmarken verzeichnet die ARD- „Tagesschau“ mit 65 Prozent das größte Vertrauen der Befragten, danach folgen lokale Zeitungen (63 Prozent), „ZDF heute“ (63 Prozent) und n-tv (60 Prozent). Bei den überregionalen Zeitungen liegen „Die Zeit“ (56 Prozent), und die „Süddeutsche Zeitung“ (55 Prozent) vor „Welt“ (53 Prozent), „Der Spiegel“ (53 Prozent), und „FAZ“ (52 Prozent). Die Bild landet mit 23 Prozent Vertrauenswert auf dem letzten Platz.
Die Antworten auf die Frage: Wie vertrauenswürdig sind die Nachrichten der folgenden Marken? © Reuters Institute for the Study of Journalism
Bei den sozialen Netzwerken liegt Youtube als Nachrichtenquelle mit 18 Prozent vor Whatsapp (15 Prozent), Facebook (15 Prozent), Instagram (zwölf Prozent), Tiktok (fünf Prozent) und X (fünf Prozent).
Weltweiter Trend zu fragmentierten Medien
Während traditionelle Medien wie Fernsehen, Print und News-Websites global immer weiter an Einfluss verlieren, wächst die Bedeutung von sozialen Medien, Videoplattformen und Online-Aggregatoren, die Informationen aus verschiedenen Quellen auf einer Plattform zusammenführen. Influencer spielen eine immer wichtigere Rolle bei öffentlichen Debatten. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in den USA unter Donald Trump, aber auch in Teilen Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas. Alternative Medien mit ihren Vertreterinnen und Vertretern können zwar auch in positiver Weise unter repressiven Regimes neue Perspektiven einbringen und gegen die Einschränkung der Pressefreiheit vorgehen, doch insgesamt führt dieser Trend zu einer Polarisierung und Verrohung der Online-Debatte.
Zu beobachten ist außerdem eine immer stärker fragmentierte Online-Medienlandschaft. Waren es vor zehn Jahren noch zwei Online-Plattformen, die wöchentlich über zehn Prozent mit Nachrichteninhalten erreichten, sind es heute sechs. Bei den sozialen Netzwerken liegt Facebook als Nachrichtenquelle weltweit vorne (36 Prozent), danach folgen Youtube (30 Prozent), Instagram und Whatsapp (jeweils 19 Prozent); Tiktok landet auf dem fünften Platz vor X (16 und 12 Prozent).
Video-Nutzung nimmt stark zu
Die Nutzung von Videos als Nachrichtenquelle nimmt weltweit weiter zu. 2020 konsumierten 52 Prozent der Befragten Videos in sozialen Netzwerken als Nachrichtenquelle, fünf Jahre später sind es 65 Prozent. Auch bei den immer beliebter werdenden Nachrichten-Podcasts geht der Trend hin zu Video-Versionen, die über Youtube und Tiktok verbreitet werden. Global ist Tiktok das am schnellsten wachsende soziale Netzwerk, auch als Nachrichtenmedium.
Die Mehrheit blickt eher skeptisch auf den Einsatz von KI zur Erstellung von Nachrichten, wie die KI-Zusammenfassung der großen Tech-Plattformen. Öffentlich-rechtliche Nachrichtenmarken bleiben in vielen Ländern vertrauenswürdige Quellen zur Prüfung von Inhalten, und das über alle Generationen hinweg. Das Gesamtvertrauen bleibt mit 40 Prozent das dritte Jahr in Folge stabil.